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Strawinsky, Mendelssohn Bartholdy & Sibelius

WDR Sinfonieorchester

SCHWERELOS

Anja Bihlmaier | Dirigentin | © Köln Musik | Lizenz: Creative Commons

Inhalt

Alina Ibragimova, Violine
Anja Bihlmaier, Leitung


Igor Strawinsky
Konzert in Es-Dur für Kammerorchester
»Dumbarton Oaks«

Der in Oranienbaum bei Petersburg geborene Igor Strawinsky erhielt frühe musikalische Eindrücke durch den Vater, einem bekannten Bassisten der Kaiserlichen Oper in Petersburg. Während des 1901 begonnenen Jurastudiums nahm er Klavier- und Kompositionsunterricht, ein Jahr später wurde er Privatschüler von Nikolaj Rimskij-Korsakow. In den Folgejahren veröffentlichte er seine ersten Kompositionen und pflegte intensiven Umgang mit einem Kreis junger Künstler in Petersburg, die sich um eine von Serge Diaghilew herausgegebene avantgardistische Zeitschrift gruppierten. Diaghilew war es auch, der den jungen Komponisten in Westeuropa bekannt machte. 1910 wurde das Ballett „Der Feuervogel“ in Paris von den berühmten „Ballets Russes“ uraufgeführt. 1911 folgte „Pétrouchka“ und 1913 kam es zur berüchtigten Uraufführung von „Le sacre du printemps“. Mit diesen drei Balletten hatte sich Strawinsky innerhalb weniger Jahre als der führende junge russische Komponist in Westeuropa etabliert. Noch vor dem Ersten Weltkrieg verließ er Russland endgültig. Er lebte zunächst in der Schweiz und seit 1920 in Paris. Ab 1924 trat er auch als Pianist und Dirigent eigener Werke auf. Nach dem Tod seiner Frau und einer Tochter sowie aufgrund der politischen Verhältnisse übersiedelte Strawinsky 1939 in die USA und ließ sich in Hollywood nieder. In den Jahren nach 1945 kehrte er als Dirigent häufiger nach Europa zurück, 1962 sogar auf Einladung der sowjetischen Regierung zum ersten Mal seit 1914 wieder in seine Heimat. Mitte der 1960er-Jahre entstanden seine letzten größeren Kompositionen, 1967 trat er letztmals mit seiner „Pulcinella“ als Dirigent auf. 1969 übersiedelte er nach New York, wo er zwei Jahre später starb.

In seinen Erinnerungen schrieb Strawinsky: „Das Phänomen der Musik ist uns zu dem einzigen Zwecke gegeben, eine Ordnung zwischen den Dingen herzustellen und hierbei vor allem eine Ordnung zu setzen zwischen dem Menschen und der Zeit. Um realisiert zu werden, erfordert diese Ordnung einzig und allein und mit gebieterischem Nachdruck eine Konstruktion. Wenn diese Konstruktion vorhanden und die Ordnung erreicht ist, ist alles gesagt.“ Diese Ordnung wurde von Strawinsky immer erreicht. Er wählte aus einem Tonmaterial 2 oder 3 Intervalle, aus denen dann durch rhythmische Veränderungen die Form entstand. Diese Art der Komposition wird heute als intervallische Reihung bezeichnet. Trotz dieser Neuerung des Stils, der auch gleichzeitig zu Strawinskys ureigenem Personalstil wurde, kann man in seinen Werken Anlehnungen an alle bedeutenden Stilepochen erkennen: Folklore, Jazz, alte Musik Pergolesis sowie vor allem die Kontrapunktik des großen Vorbildes Bach, dessen Musik mit Sicherheit Pate bei dem heute zu hörenden „Concerto in Es-Dur“ gestanden hat. Strawinsky komponierte es als Auftragsarbeit zum 30. Hochzeitstag des amerikanischen Mäzenatenpaares Robert und Mildred Bliss, nach deren Landsitz „Dumbarton Oaks“ bei Washington das Werk benannt wurde. Hier entsteht der Eindruck eines Werkes im barocken Stil und zeigt deutlich einen Komponisten, der, obwohl er sein Handwerk von Grund auf gelernt hatte und mehr neue kompositorische Impulse vermittelte als viele andere seiner Kollegen, trotzdem in regelmäßigen Abständen zu den Ursprüngen der großen Meister zurückkehrte. Das Werk ist für 15 Instrumente geschrieben. Es entwickelt die übliche Satzfolge schnell – langsam – schnell. Der erste Satz („Tempo giusto“) zeigt eine kontrapunktische Struktur und mündet in ein Fugato. Der zweite Satz („Allegretto“), der eine heitere, helle Idylle bringt, besteht aus drei Teilen und ist eher transparent angelegt. Das Finale („Con moto“) ist impulsiv und zum Teil marschartig mit rasch wechselnden Rhythmen komponiert.

Felix Mendelssohn Bartholdy
Violinkonzert e-Moll op. 64

Felix Mendelssohn Bartholdy entstammte einer reichen, kulturell interessierten und engagierten jüdischen Familie. Alles, was in Berlin oder als Besucher dieser Stadt Rang und Namen hatte, traf sich im Palais der Mendelssohns, wo die beliebten „Sonntagsmusiken“ stattfanden. Hier konnten der junge Felix und seine nicht minder begabte Schwester Fanny mit ersten Werken experimentieren. Gleichwohl jedoch sollte er zunächst Bankier werden, allenfalls Jurist. Dennoch erhielt er die beste musikalische Ausbildung, u.a. bei Carl Friedrich Zelter. Mendelssohn war ein musikalisches Wunderkind. Bereits der 16-Jährige war als Pianist, als Komponist und als Dirigent eine Berühmtheit. 1836 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig, 1843 übernahm er am neu gegründeten Leipziger Konservatorium eine Kompositionsklasse. Besonderes Ansehen genoss er jedoch als Orchestererzieher und Organisator. Er betrieb als erster eine systematische Pflege alter Musik, setzte einen Pensionsfond für die Musiker des von ihm viele Jahre geleiteten Gewandhausorchesters durch und entdeckte und förderte junge Talente wie das Geigenwunder Joseph Joachim. Durch den plötzlichen Tod seiner Schwester Fanny erschüttert, starb er 1847 in Leipzig an den Folgen eines Gehirnschlags.

Mit dem Plan eines Konzerts für den befreundeten Ferdinand David, den Konzertmeister des Gewandorchesters, hat sich Mendelssohn lange getragen; so schreibt er in einem Brief vom 30. Juni 1838 an ihn: „Ich möchte dir wohl auch ein Violin Concert machen für den nächsten Winter; eins in e-moll steckt mir im Kopfe, dessen Anfang mir keine Ruhe lässt.“ Aber erst im Spätsommer 1844 sollte das Konzert fertig werden. Über Einzelheiten im Solopart gab es noch intensiven Austausch mit Ferdinand David, bis am 13. März 1845 in Abwesenheit Mendelssohns die Uraufführung stattfand, die ein großer Erfolg wurde. Bereits am 23. Oktober 1845 wurde es, diesmal mit Mendelssohn am Pult, erneut präsentiert. Drei Wochen später, am 10. November, kam es zu einer denkwürdigen Aufführung in Dresden: In einer von Robert Schumann organisierten und von Ferdinand Hiller geleiteten Konzertreihe sollte Schumanns Klavierkonzert aufgeführt werden, doch da Clara Schumann erkrankte und Ferdinand David unabkömmlich war, schickte dieser stattdessen einen damals 14-jährigen Konservatoriumsschüler, mit dem er das Violinkonzert einstudiert hatte, nach Dresden – und mit einer bravourösen, umjubelten Leistung legte der junge Joseph Joachim den Grundstein für seine spätere Karriere. Mendelssohns Violinkonzert gehört heute zu den bekanntesten und beliebtesten Violinkonzerten in der Konzertliteratur und erfreut sich aus diesem Grund einer ungeheuren Popularität.

Mendelssohn, dem man allzu oft klassizistisches Formdenken zum Vorwurf gemacht hat, erweist sich in dem Violinkonzert als ein Komponist, der schöpferisch mit der Tradition umzugehen konnte, und dessen formale Lösungen Überkommenes und Neues zu untrennbarer Einheit zu verschmelzen vermochte. Die traditionelle Dreisätzigkeit des klassischen Solokonzertes ist zugleich beibehalten und aufgehoben. Aufgehoben zum einen dadurch, dass alle drei Sätze (I. „Allegro molto appassionato“, II. „Andante“, III. „Allegretto non troppo“) nahtlos ineinander übergehen, zum anderen dadurch, dass der langsame Mittelsatz – an Ausdehnung und Eigencharakter eher bescheiden – so fast zur ausgeführten Überleitung zum Finale wird, wobei ein knapper Einschub nochmals zugleich trennend und verbindend wirkt. Schon nach wenigen Takten wird erkennbar, in welchem Maße das Werk in formaler Hinsicht von der klassischen Tradition abweicht. Wird bei Mozart und Beethoven zu Beginn das gesamte thematische Material des Kopfsatzes in der Exposition alleine vom Orchester vorgestellt, setzt in Opus 64 die Solovioline nach einem einzigen Einleitungstakt mit einem zugleich sanglichen und energiegeladenen Hauptthema ein, das ganz von romantisch-überschwänglichem Geist erfüllt ist. Revolutionär mochte einem formbewusst hörenden Publikum ein weiteres Novum vorkommen: die auskomponierte, brillante und bis in die höchsten Lagen des Instrumentes führende Solokadenz, der Tradition gemäß am Ende des Satzes zu finden, ist an den Punkt zwischen Durchführung und Reprise verlegt worden und erscheint nicht primär als Mittel der violinistischen Selbstdarstellung, sondern als der Mittelpunkt des Satzes. Ein einziger Ton des Fagotts leitet vom „Allegro molto appassionato“, das mit einer glänzenden Stretta zu Ende gebracht wird, zum „Andante“ über, einem „Lied ohne Worte“. Den Tonfall des „Sommernachtstraums“ aus der Feder des Siebzehnjährigen schlägt das wieder unmittelbar folgende Rondo-Finale an. Titanias Elfen geistern durch eine anmutige, von Witz und Humor geprägte Musik, in der kleine Inseln des Lyrischen auftauchen, ehe sie effektvoll einem wirbelndem Schluss entgegeneilt.

Jean Sibelius
Sinfonie Nr. 1 e-Moll op. 39

Der im finnischen Hämeenlinna geborene Jean Sibelius erhielt zunächst Klavier- und dann mit fünfzehn Jahren Geigenunterricht. Seine ersten Kompositionen datieren aus dem Jahre 1876. Von 1885 bis 1889 studierte Sibelius am Konservatorium in Helsinki. In den folgenden Jahren konnte er seine Studien dank eines Stipendiums in Berlin und in Wien (u.a. bei Karl Goldmark) fortsetzen. Seit 1892 hatte er für fünf Jahre am Konservatorium in Helsinki eine Dozentur für Theorie, Komposition und Violine inne. 1897 setzte der finnische Staat dem 32-jährigen Komponisten eine Rente aus und ermöglichte es ihm so, sich künftig ganz seinem Schaffen zu widmen. 1904 zog sich Sibelius in die Einsamkeit seines Landhauses in Järvenpää, eine Bahnstunde von Helsinki entfernt, zurück, wo er sein Leben, von einigen Reisen nach England und Amerika abgesehen, bis zu seinem Tode zubrachte. Der umfangreiche Werkkatalog umfasst sieben Sinfonien, Sinfonische Dichtungen, Schauspielmusiken, ein Violinkonzert, eine Oper, Vokalmusik und eine Reihe kammermusikalischer Werke.

Nachdem Sibelius seine fünfsätzige „Kullervo“-Sinfonie und danach mehrere wichtige Tondichtungen geschrieben hatte, komponierte er mit 33 Jahren seine erste Sinfonie in den Jahren 1898/99 in Berlin und Helsinki. Sie wurde am 26. April 1899 in Helsinki unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt. Mit dieser Sinfonie gelang ihm das erste Teilstück eines kontinuierlichen sinfonischen Entwicklungsweges, der von der ersten bis zur siebten Sinfonie im Jahre 1924 reicht. Das Werk ist mit seinen expressiven, pathetischen Gestus, den massiven Ausbrüchen des Blechs der spät- bzw. nationalromantischen Tradition verpflichtet. Doch bei allen Anklängen an die russische Nationalromantik, insbesondere an Tschaikowsky – so kehrt, analog zu dessen fünfter Sinfonie, die einleitende Klarinettenmelodie des Kopfsatzes am Anfang des Finales zu glühendem Streicherpathos gesteigert wieder – ist manches für den späteren Sibelius charakteristische Strukturmoment doch bereits erkennbar. Zwar wird sich kaum mehr solch unverstelltes Pathos, selten noch ähnlich weiträumige Melodik finden, dennoch weist schon die erste Sinfonie einen Zug von Monothematik auf, wird schon hier das melodische und thematische Material großenteils aus einer Art Urkern abgeleitet und entwickelt, jener Eingangsklage der Klarinette. Sie entlässt mehrere motivische Gedanken, sodass von einem echten Themendualismus nur bedingt die Rede sein kann, auch wenn der Kopfsatz „Andante, ma non troppo – Allegro energico“ letztlich der Sonatenform folgt. Charakteristische Ausdrucksmittel des frühen Sibelius sind die Steigerungswellen, die sich in Form rotierender Ostinati über langen Orgelpunkten entwickeln.

Zerklüftet wirkt das „Andante“, dessen elegisches Hauptthema variativ weitergeführt wird, wobei scherzohafte Episoden und crescendierende Blech-Einwürfe die lyrische Grundstimmung immer wieder stören. Zu dieser Grundstimmung tragen Harfe und vor allem Fagotte bei. Dem vom rhythmisch markanten Hauptthema geprägten „Scherzo“ folgt ein großangelegtes, rhapsodisches Finale, das Sibelius mit „Quasi una Fantasia“ überschrieb. Das Aufgreifen der Klagemelodie aus der Kopfsatz-Einleitung, jetzt durch die Streicher intoniert, rundet die zyklische Anlage ebenso wie der – nach der triumphalen, wiederum über einen monumentalen Orgelpunkt sich wölbenden Schlussapotheose – unvermutete Pizzikato-Schluss ab, mit dem auch der erste Satz ausklang. Insgesamt löste sich Sibelius mit diesem Werk von seinen Konzeptionen der 1890er-Jahre und erreichte eine zweite, neue Stufe seines Personalstils: Nach den besonders vom Nationalepos „Kalevala“ programmatisch bestimmten Tondichtungen verfolgte er von nun an seine sinfonische Werkreihe mit eigenständigen und neueren kompositorischen Prinzipien, die ihn bald zum Exponenten der eben erst emanzipierten finnischen Musikkultur machten.

Genre:
Konzert

Spielstätte
Kölner Philharmonie
Bischofsgartenstraße 1
50667 Köln
Linien 5, 12, 16, 18 sowie S-Bahnen S6, S11, S12, alle Nahverkehrszüge und die Busse 132, 170, 250, 260 und 978 bis Dom/Hauptbahnhof

Ihre Eintrittskarte ist zugleich Hin- und Rückfahrkarte 2. Klasse im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS).

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