
Inhalt
Sasha Cooke Mezzosopran
Knaben und Mädchen der Kölner Dommusik
WDR Rundfunkchor
Cristian Macelaru, Leitung
Gustav Mahler (1860 - 1911)
Sinfonie Nr. 3 d-Moll für Alt, Frauenchor, Kinderchor und Orchester (1895-96, rev. 1899)
„Meine Sinfonie wird etwas sein, was die Welt noch nicht gehört hat! Die ganze Natur bekommt darin eine Stimme und erzählt so tief Geheimes, das man vielleicht im Träume ahnt! ... Mir ist manchesmal selbst unheimlich zumute bei manchen Stellen, und es kommt mir vor, als ob ich das gar nicht gemacht hätte“ schrieb Gustav Mahler im Juli 1896 kurz vor Abschluss seiner 3. Sinfonie. Und in der Tat ist diese erst am 9. Juni 1902 in Krefeld von Mahler selbst uraufgeführte Sinfonie (Mahler dirigierte die Städtische Kapelle Krefeld und das Gürzenich-Orchester Köln) bis heute eine ungeheure Herausforderung für das monumentale Orchester und auch die Hörer. Denn Mahlers Anspruch, „das Universum zu spiegeln“, zeigt sich nicht allein in einer äußerst komplexen und gewaltigen Tonsprache, die mittels Collage- und Zitat-Techniken Militärmärsche, Ballsaalmusik, Naturlaute, Kinderlieder oder Blaskapellenklänge ineinander verschachtelt und überlagert, sondern auch in ihrem philosophisch-weltanschaulichen Hintergrund. Wie in fast allen seinen Sinfonien stellt Mahler auch in seiner Dritten die für ihn „höchsten Menschheitsfragen: Wozu sind wir? Und: Werden wir sein auch über dieses Leben hinaus?“. Ob und wie man mit Mitteln der Sprache Mahlers Antworten, die er auf diese Fragen musikalisch gibt, nahe kommen kann, wurde gerade im Fall der dritten Sinfonie immer wieder zum Anlass von Diskussionen. Mahler selbst nimmt nicht nur Anleihen bei der Sprache, indem er Passagen aus Nietzsches „Zarathustra“ (4. Satz) und der Gedichtsammlung „Aus des Knaben Wunderhorn“ (5. Satz) vertont, sondern die Sinfonie mittels poetischer Satzerläuterungen strukturiert. Hierbei bildet die Natur den Schwerpunkt der ideellen Konzeption. Die mehrfach geänderten Satzbezeichnungen wie „Was mir die Blumen erzählen“, „Was mir die Tiere im Walde erzählen“ oder „Was mir die Engel erzählen“ entfernte Mahler allerdings später wieder. So bleibt doch nur, auf die unglaublich vielfältige Musik zu hören und darin die von Mahler intendierte „Überwindung der Individuation“ mittels des Humors, mittels des Lachens von „Zarathustra“ und Gottes allwissender Heiterkeit zu entdecken. „Fort mit den Programmen!“ rief Mahler, weil er die Gefahr erkannte, gründlich missverstanden zu werden. Möglicherweise wandten sich seine ursprünglichen Satzüberschriften ohnehin nicht direkt an den Hörer, sondern dienten dem Komponisten als „Autosuggestion“ (Matthias Hansen). Dennoch zeigen sie deutlich, dass Mahler als Leitgedanken für seine 3. Sinfonie eine lineare Entwicklung vom ersten zum letzten Satz vor Augen schwebte. Konzeptionell knüpft der Komponist damit an die Tradition der Finalsinfonie an. In ihrer Ausarbeitung beschreitet die 3. Sinfonie jedoch andere Wege, und der Komponist Dieter Schnebel dachte zumindest theoretisch die Idee einer „räumlich gestalteten Aufführung“ des Werkes an, in der nach der „ersten Abteilung in einem Zentralraum die Aufführungen der übrigen Sätze in darum herum liegenden Nebenräumen stattfänden.“ Doch auch in herkömmlichen Aufführungen von Mahlers 3. Sinfonie ergeben sich interessante aufführungspraktische Aspekte: Durch die Gegenüberstellung der zwei Abteilungen und die damit vom Komponisten sanktionierte Möglichkeit einer Konzertpause nach dem ersten Satz, erobert sich Mahler mit seiner 3. Sinfonie einen ganzen Konzertabend. Damit ist nicht allein gemeint, dass die 3. Sinfonie aufgrund ihrer Länge die Kombination mit einem anderen Werk unmöglich macht. Die „einkomponierte“ Pause zwischen den beiden Abteilungen ist auch eine Reaktion Mahlers auf die traditionelle Dramaturgie des Sinfoniekonzertes als musikalisches Ereignis und das moderne Bemühen, eine Programmgestaltung zu entwerfen, die Kontraste in sich bildet, ohne den Eindruck des allzu Inhomogenen zu vermitteln. Mit der ästhetischen Balance zwischen den beiden Abteilungen seiner 3. Sinfonie bietet uns Mahler daher in einem Werk das, wozu andere Konzertprogramme durch die Kombination mehrerer Kompositionen aufwarten. Der 1. (etwa 40 Minuten dauernde) Satz wurde von Mahler kommentiert: „Pan erwacht, der Sommer marschiert ein, da klingt es, da singt es, von allen Seiten sprießt es auf. Und dazwischen wieder so unendlich geheimnisvoll und schmerzvoll wie die leblose Natur, die in dumpfer Regungslosigkeit kommendem Leben entgegenharrt.“ Das Kopfthema (Melodie: „Ich hab mich ergeben mit Herz und mit Hand“, an das Hauptthema im Finale der 1. Sinfonie von Brahms erinnernd) wird von acht Hörnern vorgetragen. Dann entfalten sich melodische Gedanken „von allen Seiten“. Der Sieg des Sommers wandelt sich stets in das Chaotische. „Was mir die Blumen auf der Wiese erzählen“, hieß ursprünglich der 2. Satz mit für Mahler typischen Naturbildern. Der 3. Satz mit Scherzo-Charakter hatte das Motto: „Was mir die Tiere im Walde erzählen“. Im Trio erklingt eine lyrische Posthornweise. „Was mir der Mensch erzählt“, drückte ursprünglich der 4. Satz aus. Geheimnisvoll klingen die Worte Nietzsches: „O Mensch! Gib acht! ..." im Altsolo. „Die Welt ist tief, und tiefer, als der Tag gedacht! ... Tief ist ihr Weh!“ Und im 5. Satz (ursprüngliche Bezeichnung „Was mir die Engel erzählen“) singt der Knabenchor zu Glockengeläute das „Lied von der himmlischen Freud'„. Lyrisch innig folgt das Finale (früher: „Was mir die Liebe erzählt“), das in einem hymnischen Adagio ausschwingt. Im ursprünglichen Plan sah Mahler einen siebten Satz vor, „Was mir das Kind erzählt“. Dieser wurde später aber herausgenommen und bildete dann unter dem Titel „Das himmlische Leben“ den Finalsatz der 4. Sinfonie. Mit der 3. Sinfonie hat Mahler den Gipfel der Monumentalität erreicht, an welchen erst die 8. Sinfonie in anderer Form wieder heranreicht. Ab der 4. Sinfonie beginnt ein neuer Weg, welcher auf die Epoche der „Neuen Musik“ zusteuert. So gilt Mahlers 3. Sinfonie als eine der letzten Sinfonien der Spätromantik, auch wenn sie bereits selbst mit einigen Traditionen bricht.
Spieldauer: ca. 95 – 110 Min. (je nach Dirigent)
Satzfolge:
Erste Abteilung:
1. Kräftig. Entschieden
Zweite Abteilung:
2. Tempo di Menuetto: Sehr mäßig. Grazioso
3. Comodo. Scherzando. Ohne Hast
4. Sehr langsam. Misterioso
5. Lustig im Tempo und keck im Ausdruck
6. Langsam. Ruhevoll. Empfunden
Genre:
Konzert
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50667 Köln
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