Inhalt
Veronika Eberle, Violine
Sebastian Poyault, Oboe
Paolo Ferraris, Flöte
Christoph Poppen, Violine und Dirigent
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Johann Sebastian Bach verbrachte sein ganzes Leben in der Provinz. In Lüneburg, wo er auch seine musikalische Ausbildung vollendete, verdiente er sich sein erstes Geld als Musiker bei Gottesdiensten oder als Leiter eines Schülerchors. Von 1703 bis 1707 war er bereits als Organist in Arnstadt tätig. Nach vorübergehender Organistentätigkeit in Mühlhausen ging er 1708 an den Hof des Herzogs Wilhelm Ernst von Weimar. Zunächst war er als Cembalist und Violonist, später als Hofkonzertmeister tätig. Bis 1723 war er Hofkapellmeister des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen. Ende 1722 bewarb sich Bach um das Amt des Thomaskantorats in Leipzig. Von nun an, für das gesamte Musikleben Leipzigs verantwortlich, musste er für den Rest seines Lebens nicht nur komponieren, sondern auch unterrichten und spielen. Er starb am 28. Juli 1750.
Ouvertüre Nr. 1 C-Dur BWV 1066
für zwei Oboen, Fagott, Streicher und Basso continuo
Die Internationalität des europäischen Musiklebens des 17. und 18. Jahrhunderts spiegelt sich auch in Johann Sebastian Bachs Werken. Von Jugend an hatte er Gelegenheit, sich mit französischer und italienischer Musik und den für sie typischen Aufführungspraktiken auseinander zu setzen. Der Einfluss der französischen Musik lässt sich am leichtesten an der Suite, sei es für "Clavier" (damals Tasteninstrumente aller Art) allein, sei es für Violine oder für Violoncello solo, oder sei es für Orchester, festmachen. Als eines der Hauptkennzeichen der französischen Musik sah man die Darstellung musikalischer Charaktere an. Johann Sebastian fühlte sich hierdurch - anders als sein Sohn Carl Philipp Emanuel oder Georg Philipp Telemann - freilich nur wenig angesprochen; umso mehr reizten ihn aber die französischen Tanzsätze. Die kompositorische Aufgabe bestand darin, in wenigen Takten einen bestimmten Tanzcharakter herauszuarbeiten, so dass dem geschulten Hörer unmittelbar bewusst wurde, ob es sich um eine Gavotte, eine Bourrée oder ein Menuett usw. handeln sollte. Dabei boten kammermusikalische Besetzungen naturgemäß subtilere Möglichkeiten als die Orchestersuite, für die sich von Bach nur vier Beispiele - höchstwahrscheinlich ein Bruchteil des einstmals vorhandenen Repertoires - erhalten haben. Jede der vier Bachschen Orchestersuiten besitzt ein eigenständiges Gepräge und eine Individualität, wie sie etwa bei Bachs gleichermaßen berühmten Zeitgenossen Graupner oder Telemann, die aufgrund ihrer höfischen Verpflichtungen Ouvertüren gleich dutzendweise schrieben, nur selten anzutreffen ist. Die Ouvertüre C-Dur BVW 1066, die in einem Stimmensatz aus Bachs früher Leipziger Zeit überliefert ist, mag noch der Sphäre des Köthener Hofes angehören. Die Besetzung ist mit zwei Oboen, Fagott, Streichern und Continuo alles andere als opulent, doch setzt Bach das Instrumentarium farbig und abwechslungsreich ein, indem die beiden Oboen und das Fagott manchmal als Trio mit selbständigen Aufgaben bedacht werden und einmal - im Menuett II - des Kontrasts wegen ganz ausgespart sind.
Satzfolge: Ouvertüre - Courante - Gavotte I - Gavotte II - Forlane - Menuet I - Menuet II - Bourrée I - Bourrée II - Passepied I - Passepied II
Doppelkonzert d-Moll für Oboe und Violine, Streicher, Basso continuo BWV 1060
Das Konzert BWV 1060 ist bekannt als Konzert für zwei Cembali und Streicher - entstanden aus der Umarbeitung eines verschollenen Konzertes für zwei Violinen oder eines solchen, für Violine und Oboe. Die Übertragung muß ziemlich notengetreu erfolgt sein; denn die Führung der beiden Solostimmmen ist aus der Klavierfassung leicht zu entnehmen. Daher ist mehrmals mit Erfolg der Versuch unternommen worden, das Werk aus der Fassung für zwei Cembali in eines für Violine und Oboe zurückzuübertragen. Bei dem, in der Vivaldischen Konzertform gebauten Werk, ist vor allem die feine, geistreiche kontrapunktische Arbeit zu bewundern, mit der das Werk in klarer Disposition gestaltet ist. Die beiden Solostimmen beteiligen sich an den Tutti-Ritornellen, ihre Parts sind nicht sonderlich virtuos gehalten. In den beiden Allegro-Ecksätzen herrscht infolge der lebendigen 16-tel-Figuration, an der durchgehend in den verschiedenen Stimmen einschließlich des Continuos festgehalten ist, das motorische Element vor. Das Adagio, bei welchem dem Orchester mit seinen Pizzikato-Achteln nur eine begleitende Aufgabe zugewiesen ist, führt in Fugenform einen getragenen Gedanken in zartem piano durch. Der Satz endet auf dem Dominantakkord von c-Moll.
Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo E-Dur BWV 1042
Der französische Komponist Marin Mersenne bezeichnete 1637 die Violine entschieden als die "Königin der Instrumente", was zuvor keineswegs so gesehen wurde. Musik für dieses Instrument zu schreiben oder gar drucken zu lassen, kam fast niemandem in den Sinn. Die Geige galt kaum mehr als besseres Tanzrequisit. Allerdings wurde in den Werkstätten der italienischen Instrumentenbauer an der Verbesserung der Violine gearbeitet. Andrea Amati und Gasparo da Salò begründeten die bedeutenden Geigenbauzentren in Cremona und Brescia. Angeregt durch die nunmehr deutlich verfeinerten Spielmöglichkeiten bildeten sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts bislang unbekannte Genres der Violinmusik heraus. Vielfältigere Rhythmen als in der Tanzmusik verlangten nach einer flexiblen Bogentechnik nämlich ebenso wie die gesanglichen Linien der langsamen Sätze. Zunehmend gab es virtuose Elemente, die eine technische Ausbildung der (linken) Griffhand des Geigers erforderten. All das findet sich mit am frühesten in Arcangelo Corellis Sonaten op. 5 aus dem Jahre 1700, bis in das "galante" Zeitalter hinein von vielen nachgeahmt.
Der Concerto-Typ, für den namentlich Antonio Vivaldi stilbildend wurde, diente auch als Vorbild für die Violinkonzerte Johann Sebastian Bachs. Äußerlich gesehen setzt Bach die violintechnischen Möglichkeiten der Vivaldi-Konzerte voraus, verwendet sie aber weniger im Dienste eines oberflächlich virtuosen Soloparts als zum künstlerischen Miteinander. Im Grunde verdeutlichen sämtliche von Bachs Solokonzerten, wie sehr ihr Schöpfer mit seiner Musik in die Zukunft wirkte, wie sich Vertiefung der emotionellen Aussage und individuelle Weiterentwicklung übernommener Formen als progressive Einheit präsentieren. Was Vivaldi betrifft, so hat Bach eine Reihe seiner Konzerte bearbeitet. In Weimar war er übrigens Lehrer des musikalisch begabten Prinzen Johann Ernst, der Konzerte im Stile Vivaldis schrieb. Auch einige dieser Werke seines Schülers hat Bach später bearbeitet. In den seltensten Fällen sind solche Transkriptionen mechanische Bearbeitungen, sondern entwickeln einen überkommenen Konzerttyp weiter.
BWV 1041 und 1042 sind die beiden einzigen original erhaltenen Violinkonzerte von Bach. Das Konzert in E-Dur ist seinem ganzen Typus nach festlich, lebendig, volkstümlich. Aufschlussreich für die kunstvolle Arbeit Bachs ist der Beginn des ersten Solos: Die Violine intoniert den ersten Themenabschnitt, das Orchester setzt den zweiten Abschnitt dagegen. Die oft angesprochene "Dynamisierung" in den Werken Bachs kennzeichnet zumal das Finale, während der Mittelsatz wiederum lyrisches Ausschwingen gestattet. Der Solopart entfaltet sich über einem Basso ostinato.
Text: Heidi Rogge
Brandenburgisches Konzert Nr. 2 F-Dur BWV 1047
für Trompete, Blockflöte, Oboe, Violine (concertati), zwei Violinen, Viola, Violone, Violoncello und Basso continuo
Die Brandenburgischen Konzerte entstanden zu Beginn von Bachs Zeit in Köthen, wo er von 1717 - 1723 am Hof des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen als Kapellmeister und Kammermusikdirektor tätig war. Sie verdanken ihre Bezeichnung der Widmung an den Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg (1677 - 1734), dem jüngsten Sohn des Großen Kurfürsten. Bach hatte ihn und seine kleine Hofkapelle vermutlich bei einem Besuch in Berlin um 1718 kennengelernt, als er dort einen Cembaloflügel für Köthen bestellte. Die Konzerte zeigen Bach als weltgewandten Kenner aristokratischen Musikgeschmacks, den versierten Kapellmeister, der das Metier des eleganten, weltlichen Instrumentalkonzerts mit gleicher Souveränität beherrschte wie das der geistlichen Musik. Der Form nach handelt es sich um Concerti grossi nach italienischem, namentlich Vivaldischem Vorbild. Es zeigt sich in ihnen die Entwicklung vom gemeinschaftlichen Musizieren hin zum Konzert mit individuell gestalteten Solopartien (Ausnahme: das 1. Konzert mit 6 Sätzen nach Art der Suite). Ihr originaler Titel "Six concerts avec plusieurs instruments" bezeichnet das Konzept treffend: eine abwechslungsreiche Besetzung mit verschiedenen Streichern, Bläsern oder Solocembalo für das Concertino. Das Konzert Nr.2 in F-Dur ist ein echtes Concerto grosso. Im 1. Satz (Allegro) treten die Soloinstrumente in einen interessanten Dialog mit dem Orchester. Der 2. Satz (Andante) bringt eine innige Melodik der Solisten, der 3. Satz (Allegro assai) eine freie Fuge, bei der die Streicher nur begleitende Funktion ausüben. Das Thema wird von der Trompete intoniert, die sogar bis zum f3 geführt wird. Das 2. Brandenburgische Konzert gilt für Trompeter im Übrigen als eines der schwierigst zu spielenden Werke überhaupt, vor allem dann, wenn mit einer ventillosen Barocktrompete gespielt wird.
Text: Christoph Prasser
Konzert für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo d-Moll BWV 1043
Der Concerto-Typ, für den namentlich Antonio Vivaldi stilbildend wurde, diente auch als Vorbild für die Violinkonzerte Johann Sebastian Bachs. Äußerlich gesehen setzt Bach die violintechnischen Möglichkeiten der Vivaldi-Konzerte voraus, verwendet sie aber weniger im Dienste eines oberflächlich virtuosen Soloparts als zum künstlerischen Miteinander. Im Grunde verdeutlichen sämtliche von Bachs Solokonzerten, wie sehr ihr Schöpfer mit seiner Musik in die Zukunft wirkte, wie sich Vertiefung der emotionellen Aussage und individuelle Weiterentwicklung übernommener Formen als progressive Einheit präsentieren. Was Vivaldi betrifft, so hat Bach eine Reihe seiner Konzerte bearbeitet. In Weimar war er übrigens Lehrer des musikalisch begabten Prinzen Johann Ernst, der Konzerte im Stile Vivaldis schrieb. Auch einige dieser Werke seines Schülers hat Bach später bearbeitet. Das Konzert BWV 1043 entstand um 1720 in Köthen. Der erste Satz beginnt mit einem schwungvollen Fugenthema; er wird von den duettierenden Violinen beherrscht, dem Orchester fällt fast nur begleitende Funktion zu. Der zweite Satz ist einer der schönsten langsamen Sätze, die Bach je geschrieben hat. Das Duett der beiden Violinen bringt eine Fülle tiefer melodischer Gedanken, die imitierend, figuriert und innig lückenlos weiterfließen. Im Schlusssatz sind Soli und Tutti eng ineinander verwoben. Die Soli bringen ein glänzendes Akkordspiel mittels kühner Doppelgriffe.
Text: Heidi Rogge
Genre:
Konzert
Bischofsgartenstraße 1
50667 Köln
Ihre Eintrittskarte ist zugleich Hin- und Rückfahrkarte 2. Klasse im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS).
Tickets & Termine
Januar 2025
Kölner Kammerorchester
Konzert | Johann Sebastian Bach