Orchestre de Chambre de Lausanne
Konzert | Mozart & Beethoven | Kölner Philharmonie
Renaud Capuçon, Violine und Leitung
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Sinfonie D-Dur KV 385
(»Haffner-Sinfonie«)
Wenige Tage nach der Uraufführung seines Singspiels „Die Entführung aus dem Serail“ am 16. Juli 1782 übernahm Mozart auf Bitten seines Vaters den Auftrag einer neuen Serenade für die hoch angesehenen Familie Haffner in Salzburg. Dies geschah anlässlich der Nobilitierung des Sohnes Sigmund Haffner. Als „neu“ musste diese Serenade deswegen gelten, weil Mozart bereits sechs Jahre zuvor anlässlich der Hochzeit der Tochter der Familie eine Serenade komponiert hatte, nämlich das später als „Haffner-Serenade“ bekannt gewordene Stück (KV 250). Die schließlich nach Salzburg übersandte sechssätzige Serenade kürzt Mozart ein halbes Jahr später um zwei Sätze, gleichzeitig steigert er die Bedeutung der Ecksätze durch Hinzunahme von Klarinetten und Flöten und gewinnt so die Haffner-Sinfonie in der bekannt gewordenen Form. Das einleitende „Allegro con spirito“ baut nach dem Vorbild Haydns im Wesentlichen auf einem einzigen Thema auf, das von einigen Nebengedanken umspielt wird. Flöten und Klarinetten werden in erster Linie zur Unterstützung der festlichen Grundstimmung des Satzes eingesetzt. Der in der handschriftlichen Partitur erst von späterer Hand als „Andante“ bezeichnete langsame zweite Satz trägt ebenfalls Haydnsche Züge. „Die serenadische Frohlaune offenbart sich in den tänzelnden Geigen-Figuren, die wie im heimlichen Dialog die Melodie verspinnen und weitertragen“ (Theodor Kroyer). Die Heiterkeit des Wiener Liedes prägt das „Menuetto“, besonders sein Trio. Das Thema des „Finale Presto“ steht der kurz zuvor entstandenen „Entführung aus dem Serail“ nahe, indem es auf die bekannte Arie des Osmin zurückgreift „Ha, wie will ich triumphieren...“ Dieses Finale muss - so schreibt Mozart - „so geschwind als möglich gehen“.
Spieldauer: ca. 20 Min.
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur KV 219
Mozart hat fünf große Violinkonzerte geschrieben, die ihm sicher zugeschrieben werden können. Bis auf das erste Konzert, das 1773 entstand, wurden alle im Jahr 1775 komponiert. Das Violinkonzert in A-Dur ist das letzte dieser Konzerte, bei dem man sicher ist, dass es von Mozart stammt (bei zwei späteren Werken ist das nicht sicher). Dieses Konzert ist das reifste und komplexeste seiner Violinkonzerte. Schon am Anfang des ersten Satzes „Allegro aperto“ zeigt sich die hohe Qualität und musikalische Meisterschaft. Nach zehn Takten gibt es eine kurze Pause, die wie ein Nachdenken wirkt, bevor das Vorspiel normal weitergeht. Das Hauptthema hat eine einfache und einprägsame Melodie und beginnt mit einem Dreiklang, der in allen Themen des Werkes wiederkehrt. Diese Dreiklangsbildung ist auch schon am Anfang des Werkes zu hören, fällt dort aber nicht besonders auf. Die zweite Überraschung kommt, wenn die Solovioline einsetzt. Tempo, Bewegung und Ausdruck wechseln ständig. Mozart verwendet hier charakteristische Klangmerkmale wie eine gesangliche Oberstimme, fließende Mittelstimmen, einen Stakkato-Bass und ein Bläserecho, die er schon in seinen Serenaden und Sinfonien genutzt hat. Diese Merkmale wurden zuletzt in einem Terzett der Oper „Cosi fan tutte“ voll ausgeprägt. Dieser Abschnitt im Konzert hat eine ähnliche Funktion wie die Eingangsphrase: Er bereitet das Eintreten des Hauptthemas vor. Mit dem plötzlich einsetzenden Allegro-Teil beginnt der eigentliche Satz. Die Solo-Violine spielt eine schwungvolle und prägnante Melodie, während das Orchester nur einfache Figuren spielt. Dann führt Mozart neue Motive ein, bevor das Hauptthema aus dem Vorspiel wieder aufgenommen wird. Ein kurzer Mittelteil greift noch einmal Motive vom Satzanfang auf. Der zweite Satz „Adagio“ kombiniert Variationen und Liedform. Das Orchester spielt am Anfang mehrere Motive, die dann von der Solo-Violine in drei Abschnitten variiert, neu kombiniert und fantasievoll ausgeschmückt werden. Wie in vielen von Mozarts Solokonzerten wird das musikalische Material nicht in den schnellen, sondern im langsamen Satz verarbeitet. Das Finale („Rondeau: tempo di Menuetto“) ist besonders, weil es zwei erschiedene Formen kombiniert: ein Rondo und ein Menuett. Das erste Thema ist ein typisches Rondo- Thema, das wie ein Lied klingt und abgeschlossen ist, aber auch Merkmale eines Menuetts hat, wie den Rhythmus und die symmetrische Struktur. Danach folgt ein neuer Abschnitt (Couplet) und nach einer Wiederholung des Anfangsthemas ein Moll-Teil. Anstelle des Menuett-Trios gibt es einen türkischen Marsch. Danach wird der Anfang bis zum zweiten Couplet in variierter Form wiederholt. Der Schluss erhält dadurch eine neue Bedeutung, wie bei einem Menuett.
Spieldauer: ca. 30 Min.
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36
Mit seinen ersten beiden Sinfonien blieb Beethoven – trotz einiger musikalischer Neuerungen – noch im Stil von Haydn und Mozart. Das half, dass das konservative Wiener Publikum die Werke schnell akzeptierte. Die 2. Sinfonie in D-Dur begann Beethoven 1801 und vollendete sie im Herbst 1802. In dieser Zeit machte ihm seine zunehmende Taubheit große Sorgen. Seine Verzweiflung darüber drückte er im „Heiligenstädter Testament“ von 1802 aus. Schon Ende 1801 schrieb er seinem Freund Wegeler: „Du kannst es kaum glauben, wie öde, wie traurig ich mein Leben seit zwei Jahren zugebracht: wie ein Gespenst ist mir mein schwaches
Gehör überall erschienen, und ich floh die Menschen, musste Misanthrop scheinen und bin‘s doch so wenig.“ Trotz seiner düsteren Stimmung klingt die D-Dur-Sinfonie fröhlich und gelöst. Zeitgenössische Hörer, die nur die Sinfonien von Haydn und Mozart kannten, waren jedoch verwirrt und verärgert über Beethovens neue Klänge. Besonders die weiten Modulationen im Finale irritierten viele. Ein Kritiker urteilte damals: „Sie ist ein krasses Ungeheuer, ein angestochener, unbändig sich windender Lindwurm, der nicht ersterben will und (im Finale) selbst verblutend, noch mit aufgerecktem Schweife vergeblich wütend um sich schlägt.“
Die langsame Einleitung der 2. Sinfonie („Adagio molto – Allegro con brio“) ist länger als die der 1. Sinfonie. Beethoven beginnt mit einem Gegensatz von ernstem und innigem Gesang. Flöten und Violinen spielen Triller, die die Sonatenhauptsatzform vorbereiten. Das erste Thema ist lyrisch und beschwingt, während das kämpferische Thema den Platz des normalerweise sanften zweiten Themas einnimmt. Am Ende des Satzes werden die Signal- und Marschcharaktere der Themen deutlicher und führen zu einem siegesfrohen Schluss. Das Hauptthema des 2. Satzes („Larghetto“) ist eine Ableitung aus dem Seitenthema des 1. Satzes.
Dieses und das innige Seitenthema drücken reines Glück aus. Wenn das Hauptthema wieder eingeführt wird, entsteht eine besonders lyrische und fast erlösende Wirkung. Zum ersten Mal bei Beethoven trägt in dieser Sinfonie der 3. Satz die Bezeichnung „Scherzo“. Er ist von kräftigem und derbem Humor geprägt. Humorvoll gibt sich schon das Hauptthema mit seinen Echo-Wirkungen und der wechselnden Instrumentation, die die drei Noten des Grundmotivs spielerisch durch das ganze Orchester springen lässt. Das Trio, der zweite Teildes Scherzos, lebt vom heiteren Kontrast zwischen dem unbeschwerten Gesang der Oboen,
Hörner und Fagotte und einem heftigen Donnerwetter der Streicher. Im Miteinander von Streichern und Bläsern wird schließlich der Friede wiederhergestellt. Drastisch und überraschend beginnt der 4. Satz, das Finale („Allegro molto“), mit dem sehr abrupt einsetzenden Hauptthema und dessen munter plapperndem Nachsatz. Es herrscht ein ausgesprochener Buffo-Ton und so endet die Sinfonie in einem quirligen musikalischen Spiel.
Spieldauer: ca. 35 Min.
Kölner Philharmonie
Bischofsgartenstraße 1
50667 Köln
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