WDR Sinfonieorchester
MYSTERIUM
Konzert | Anton Bruckner | Kölner Philharmonie
„Bruckners 8. Sinfonie ist die Krone der Sinfonik!“ (Sergiu Celibidache)
Philippe Jordan, Leitung
Anton Bruckner (1824 - 1896)
Sinfonie Nr. 8 c-Moll WAB 108
Getrost darf man die Sinfonien Anton Bruckners auch heute noch als die größten Giganten eines gewaltigen Gebirgsmassivs in der sinfonischen Landschaft betrachten. Und so kommt das Hören einer dieser Sinfonien einer Hochgebirgsersteigung ohne Sauerstoff gleich, denn am Ende eines solchen Konzerts sitzt man in der Regel wie erschlagen in seinem Konzertsessel, erschöpft, aber glücklich! 1887, unmittelbar nach der Vollendung, sandte Bruckner das Werk mit den Worten „Möge sie Gnade finden“ an den Dirigenten Hermann Levi, der die „Siebte“ in München so triumphal durchgesetzt hatte. Doch Levi blieb die neue Sinfonie, vor allem das Finale verschlossen. Auch glaubte er formal eine zu große Ähnlichkeit mit der Siebten zu entdecken, beklagte gar das „fast schablonenmäßige der Form“. All das teilte erBruckner brieflich mit, im Übrigen in sehr rücksichts-, ja liebevoller Weise, ohne dadurch jedoch die Katastrophe verhindern zu können. Das Selbstbewusstsein, das Bruckner nach dem Erfolg der Siebten entwickelt hatte, schlug jäh in tiefe Niedergeschlagenheit und heftige Selbstzweifel um, was einen Einbruch in seinem kompositorischen Schaffen nach sich ziehen sollte. Bruckners „Überarbeitungsmanie“ brach wieder durch, von der auch die Achte nicht verschont blieb. So dirigierte schließlich Hans Richter am 18. Dezember 1892 die Uraufführung der Zweitfassung, die allerdings zum Triumph geriet. Selbst der Bruckner nicht gewogene damalige Musikkritikerpapst Eduard Hanslick musste, angesichts der Begeisterungsstürme, am Ende eines bissigen Verrisses anmerken: „Es ist nicht unmöglich, dass diesem traumverwirrten Katzenjammer die Zukunft gehört – eine Zukunft, die wir nicht darum beneiden.“ Es wird von Bruckners Achter oft behauptet, sie sei quasi eine Bilanzierung der bisherigen Sinfonien, ohne allerdings etwas Neues zu bringen. Diesem oberflächlichen
Vorurteil muss man widersprechen, denn Bruckner stößt hier mit einer Radikalität in harmonisches Neuland vor, die die funktionalen Beziehungen der Tonalität in Frage zu stellen beginnt. So im eröffnenden Allegro moderato, das nicht nur mit einem tonal mehrdeutigen Hauptthema anhebt, sondern bis weit in die Durchführung hinein die Tonika c-Moll zu einem äußerst labilen, geradezu demonstrativ ungefestigten Durchgangsstadium macht. Der Themendualismus der Sinfonik klassischer Prägung verblasst so fast zu einer Erinnerung. So deutet sich bei Bruckner jene Auflösung der Gattung an, die Mahler später vollziehen sollte.
In der Achten sind erstmals auch bei Bruckner die Binnensätze umgestellt, dem ersten Satz Allegro moderato folgt ungewöhnlicherweise direkt das Scherzo, jener seltsame Dialog zwischen Flüstern und Wispern der Violinen und dem ungestüm wirkenden Thema in den tiefen Streichern. In merkwürdigem, doch genau kalkuliertem Kontrast dazu steht das romantische, lyrisch schwelgende Trio, das mit seinen Harfen-Glissandi wie aus einer fernen, unwirklichen Welt herüberwinkt. Affinitäten zur Siebten mag in der Tat das Adagio aufweisen, und doch ist der melodische Fluss einer über weite Strecken stockenden Thematik gewichen, ein Eindruck, den die begleitenden Synkopen etwa zu Beginn des Satzes noch verstärken. Hier klingt unzweifelhaft bereits die Einsamkeit des Individuums in den späteren langsamen Sätzen Gustav Mahlers an, auch wenn Bruckner gleichsam noch den Weg ins Freie findet, in einer grandiosen Klimax, die in der gewaltigen Final-Coda schließlich ihre Bestätigung und Überhöhung findet. Vor einigen Jahren gab der Dirigent Herbert Blomstedt bei einer Generalprobe in der Kölner Philharmonie seinen Orchester-Musikern folgenden Satz mit auf den Weg zur anstehenden Aufführung einer Bruckner-Sinfonie: „Und denken sie immer daran,
meine Damen und Herren! Bruckner zu spielen ist immer etwas ganz Besonderes!“ Diese Aussage lässt sich auf jeden Fall erweitern: Und denken Sie daran, meine Damen und Herren! Bruckner zu hören ist auf jeden Fall auch immer etwas ganz Besonderes!
Spieldauer: ca. 80 Min
Kölner Philharmonie
Bischofsgartenstraße 1
50667 Köln
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Dezember 2024
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