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"Woyzeck"-Kritik als Unterrichtsstoff

Vielen Dank an das Gymnasium Kreuzgasse und die Schüler:innen, die im Rahmen des Unterrichts zu ihrem Besuch des "Woyzeck" im Horizont Theater Kritiken verfasst haben.


Horizont Theater inszeniert „Woyzeck“ (2022)
Christos Nicopoulos ist nun schon seit einigen Jahren künstlerischer Leiter des Horizont Theaters im Thürmchenswall. Jegliche Altersklassen heißt er dort willkommen: Jugendliche, Erwachsene, auch Kindertheater wird dort angeboten, um schon die Kleinen mit dem Theater vertraut zu machen, ihnen „die Eiskönigin“ oder „die kleine Hexe“ so zu zeigen, wie es ein Film nicht kann: durch die spürbare Präsenz der Figuren als reale Personen. Besonders beliebt ist das Theater durch seine Schülervorstellungen, bei welchen neben Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ und „Der Besuch der alten Dame“ auch Georg Büchners „Woyzeck“ inszeniert wird. Schüler*innen bekommen so mit, wie den gedruckten Buchstaben im Buch und der „Sprache von damals“ Leben eingehaucht wird und dadurch das Schicksal des Woyzecks mitzuerleben.

Eingeleitet wird das Dramenfragment „Woyzeck“ mit der Szene, in der der Woyzeck dem Hauptmann seinen Bart rasiert, um für seine geliebte Marie noch ein paar Groschen mehr zu verdienen. Gleich zu Beginn wird hier die Grausamkeit des Hauptmanns veranschaulicht; er missbraucht Woyzeck nicht nur psychisch, sondern auch physisch. Im Drama wird dies so nicht dargestellt. Doch genau das ist Theater, das ist künstlerische Freiheit, etwas durch Übertreibung deutlicher zu machen. Nun, so schockierend dies auch ist, bringt es doch die Widersprüchlichkeit des Hauptmannes und die starke Ambivalenz des Charakters erst richtig zum Ausdruck: den „hirngewaschenen“ Woyzeck als unmoralisch zu betiteln, wobei dies doch eher seiner eigenen Figur zuzuschreiben ist. Seine Skrupellosigkeit und Überheblichkeit spiegelt sich hier sehr gut wieder und macht einen fast schon wütend. Genau solche Szenen sind es, die uns immer wieder beweisen, dass gutes Theater bedeutet, Figuren des Stückes entweder zu lieben oder zu verabscheuen zu lernen.

Das Stück in dem kleinen und familiären Theater – mit lediglich 99 Sitzplätzen – dauert genau eine Stunde. Schade ist es jedoch für die, die Plätze an den Bühnenseiten bekommen haben oder gar hinter einem Pfahl. Trotz dieser sehr begrenzten Fläche gelingt es den Schauspielern, textgetreu und lebendig ihre Rollen auszuleben und durch nur einen Vorhang, ein paar Sitzgelegenheiten und verschiedene Lichteffekte einen bunten Jahrmarkt oder einen nächtlichen Wald, zu erzeugen. Durch die begrenzte Anzahl an Schauspielern im Horizont Theater, schlüpfen Schauspieler in mehrere Rollen, wie der Doktor, der auch Margreth spielt. Auch werden die Sprechtexte einer Figur auf mehrere Sprecher verteilt, wodurch die Figurenbeziehung umgedeutet wird. Kreativität wird durch Begrenzung großgeschrieben. Ein paar Requisiten mehr oder zumindest Kunstblut auf den Lumpen des verwirrten Woyzecks hätten der ganzen Sache vermutlich noch ein bisschen mehr Leben eingehaucht. Es wurden auch ein paar Szenen ausgelassen, jedoch wurden dem Dramenfragment auch noch einige Szenen, die so im Buch nicht vorzufinden sind, hinzugefügt, wodurch das Stück seinen ganz eigenen Touch bekommt.
Besonders der Tambourmajor lebt in seiner Rolle des überlegenen „Freundinnen-Ausspanners“ auf und scheut sich nicht, auch mit dem Publikum zu flirten. Auch das Verhältnis zwischen ihm und Marie, die auf einmal jedoch blond ist und grüne Augen hat, wird sehr intim und überspitzt dargestellt. Somit wird die doch-nicht-so-liebe Marie und der bedauernswerte Woyzeck dem Publikum noch viel näher gebracht. Erstaunlich ist nämlich auch die Umsetzung seiner Rolle: Woyzeck ist hibbelig, nervös, schreit aus dem nichts unbeherrscht auf. Er wirkt wie der Verrückte, der er auch wirklich ist, und lässt einen das Publikum zusammenzucken. Nennenswert ist an dieser Stelle auch, wie treffend sein Verhältnis zum Doktor dargestellt wird. Der Doktor: älterer Herr mit weißem Kittel, spricht Latein, möchte scheinbar von keinem verstanden werden, missbraucht Woyzeck für seine wissenschaftlichen Experimente und sieht ihn nicht einmal mehr als einen Menschen an. Woyzeck hingegen: vollkommen unwissend auf welch inhumane Weise er hier ausgenutzt wird, lässt dies alles mit sich machen und wird zunehmend verrückter, schreit zunehmend lauter und ist zunehmend angsteinflößender.

Mit einem Besuch von nur knapp 10 Euro für Schüler*innen bietet das Horizont Theater auf kleinem Raum somit eine exzellente Möglichkeit, sich Büchners Drama zu verbildlichen, die Figuren näher kennenzulernen und sich ein ganz eigenes Bild von ihnen zu machen.
Von Lina Eker, Q1, Gymnasium Kreuzgasse, Köln



Theaterrezension: Woyzeck

Das Dramenfragment „Woyzeck“, verfasst von Georg Büchner, wurde am 02.11.2022 im Horizonttheater in Köln nach neuestem Bauplan des Regisseurs Christos Nicopoulos zusammengesetzt und mit lediglich sechs Schauspielern, obwohl das Stück eigentlich über 30 Rollen hat, vorgeführt.


Es ist beinahe still im kleinen Aufführungsraum des Horizonttheaters. Nur das Flüstern der Zuschauer im Dunkeln ist zu hören, wie ein Echo wirbelt es am Rand der Bühne entlang, denn in dem kleinen Raum sitzt beinahe jeder Zuschauer ganz nah am Bühnenrand. Alle sind gespannt auf die Interpretation des Stücks „Woyzeck“, die sie in Kürze sehen werden.

Denn „Woyzeck“ ist Büchners letztes und unvollendetes Stück, ein offenes Drama über einen armen Soldaten, der von den höher gestellten Menschen der Gesellschaft ausgenutzt und von seiner Partnerin betrogen wird. Schließlich verfällt er nach und nach dem Wahnsinn. Doch das Interessanteste an dem Stück ist, dass es nicht fertig gestellt wurde. Man wird sich also nie sicher sein, in welcher Reihenfolge die verschiedenen Szenen sich nach Büchners Vorstellung eigentlich abspielen sollen.

Dann betreten zwei Schauspieler die Bühne – Woyzeck und der Hauptmann – und beginnen das Stück mit einer Szene, die sich in der gedruckten Version des Dramenfragments mittendrin im Stück befindet. Denn der Regisseur hatte die einzelnen Bausteine des Stücks nicht nur auf eigene Art und Weise interpretiert, sondern auch angepasst, weggelassen, zeitgemäß restauriert und an manchen Stellen sogar andere Texte hinzugefügt, die jedoch sprachlich passten. Waren dies andere Fragmente des Stücks, die nicht von in den gängigen Textversionen in den Büchern entsprachen?
In den nachfolgenden Szenen werden auch die anderen wichtigen Charaktere vorgestellt: Marie, Woyzecks Partnerin, und der Tambourmajor, ihr Geliebter, in der Szene „Die Stadt“ und schließlich auch der Doktor, der in der Szene „Beim Doktor“ Woyzeck ausnutzt und gefährliche Experimente an ihm durchführt.

Dass die verschiedenen Szenen sich an unterschiedlichen Handlungsorten abspielen, konnte man, ohne das Stück gelesen zu haben, nur erahnen: das sehr minimalistische Bühnenbild, bestehend aus zwei kleinen Sitzblöcken, einer Bank, einem Tisch und einem festgespannten Vorhang, wurde nicht bewegt oder geändert. Auch kleinere Requisiten wurden kaum genutzt und wenn, dann waren sie nicht besonders spektakulär: selbst die Tatwaffe, mit der Woyzeck im Höhepunkt des Stücks Marie umbringt, war bloß ein einfaches Küchenmesser. Bloß die heller oder dunkler werdende Bühnenbeleuchtung ließ auf einen Orts- und Zeitwechsel schließen.

Doch vielleicht lag diese minimalistische Darstellungsweise ja nicht nur an einem geringen Budget oder begrenzten Mitteln. Möglicherweise sollte der Fokus auf die Schauspieler, auf die Rollen und auf die Handlung gelegt werden und nicht auf die Requisiten. Denn besonders die Schauspieler machen eine Theateraufführung aus: anstatt wie bei Filmen nur kleine Stückchen - Szene für Szene – zu drehen, müssen sich die Schauspieler im Theater ihren gesamten Text merken, durchgehend in ihrer Rolle bleiben und diese auch noch überzeugend vermitteln können. Das ist bei der Aufführung im Horizont Theater besonders dem Schauspieler des Doktors gelungen, der dessen Kaltblütigkeit und Hochnäsigkeit ausgesprochen treffend spielte.
Auch Maries Schwankungen zwischen Glück und Heiterkeit, zumeist mit ihrem Geliebtem, dem Tambourmajor, und starken Schuldgefühlen Woyzeck gegenüber, sowie die Selbstverliebtheit und das herablassende Verhalten des Hauptmanns wurden lebhaft und klar erkennbar wiedergegeben.
Für die Interaktion mit dem Publikum, eins der markantesten Merkmale der Aufführung im Horizont Theater, sorgte der Schauspieler des Tambourmajors, welcher mehrmals mit den Zuschauern flirtete – oder ihnen drohte.
Nur die Hauptfigur, Woyzeck, wurde etwas unpassend dargestellt. Besonders der Versuch, Woyzecks Wahnsinn darzustellen, indem er in mehreren Szenen „aus der Haut fuhr“ und seinen Text plötzlich schreiend vortrug, schien in dem kleinen Vorstellungsraum übertrieben und ließ das Publikum zusammenzucken.

Alles in allem war jedoch sowohl die schauspielerische Leistung als auch die darstellerische Leistung sehr gelungen. Die Figuren und ihre Eigenschaften waren klar und fast immer überzeugend, der Rext und die Reihenfolge des Dramenfragments an passenden Stellen leicht abgeändert. Der Mangel an Schauspielern wurde kreativ behoben, zum Beispiel wurden manche Nebenrollen einfach hinter dem festen Vorhang auf der Bühne gespielt, so dass nur Silhouetten zu sehen waren. Das sehr minimalistische Bühnenbild war zwar etwas enttäuschend, dafür waren jedoch die Kostüme der Schauspieler aufwendig und spiegelten nochmal deren Charakter und Platz in der Gesellschaft wider, wie zum Beispiel Woyzecks einfache, verschlissene Soldatenuniform.

Abschließend kann man also sagen, dass die Woyzeck-aufführungen im Horizont-Theater sehr empfehlenswert sind, insbesondere für alle Theater-Newcomer, denn die Aufführung ist auch noch kurz (nur eine Stunde lang), einfach zu verfolgen und, wie man das vom Drama im Theater erwartet, unglaublich dramatisch.

Thierry Stein, Q1 GYMNASIUM Kreuzgasse



Rezension des Theaterstücks “Wozeck” von Büchner im Horizont Theater Köln

Nach einem Besuch der Aufführung des Dramenfragments Woyzeck im Horizonttheater mit unserem Grundkurs Deutsch, haben wir im Deutschunterricht eine Rezension verfasst und dadurch unser Theatererlebnis verschriftlicht.

Das Stück Woyzeck wurde trotz des einfachen Bühnenbildes und des kleinen Theatersaals gekonnt inszeniert und von den Akteuren leicht überspitzt dargestellt.
Szenen wurden anders adaptiert und angepasst und in eine sinnvolle Zeit- und Handlungsreihenfolge gebracht. Woyzecks Charakterwandel vom braven Soldaten, der alles mit sich machen lässt, zum Mörder wird dadurch nachvollziehbarer gemacht und unterstützt seinen gehetzten Charakter.
Die Schauspielerinnen und Schauspieler brachten ihre Rollen mit Talent auf die Bühne mit all ihren Emotionen und Facetten.
Woyzeck wurde passend als intelligenter gebrochener Mann, Andres als guter Freund, der Doktor als boshafter Menschenhasser, der Tambourmajor als Rivale zu Woyzeck, der Hauptmann als Chef mit Doppelmoral und Marie als Betrügerin, die auch nur nach ihrem persönlichen Glück strebt, dargestellt.
Auch wenn die schauspielerische Leistung überzeugte, wurden Requisiten nur sehr spärlich eingesetzt, da außer den Kostümen nur kleine eher unscheinbare Gegenstände eingesetzt wurden.
Die Charaktere interagieren teilweise mit dem Publikum und ziehen dadurch die Zuschauer direkt in die Handlung mit ein, was das Theatererlebnis auszeichnet.

Ohne zu viel vorwegzunehmen, kann man zusammenfassend sagen, dass das Dramenfragment “Woyzeck” als Theaterstück auf der Bühne mit guten Schauspielern eine völlig andere Wirkung entfaltet als wir Schüler das von einem Film im Kino gewohnt sind und die Dramatik der Handlung viel direkter darstellt.

Adrian Seel, Q1 Gymnasium Kreuzgasse

Dienstag, 22. November 2022

Woyzeck | Horizont Theater | © Jeanne Weidauer

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