Weinprobe für Anfänger | Theater am Dom
Von Ivan Calbérac
Ist es nicht ein wenig klischeehaft, wenn der Weinhändler Jacques heißt? Zum Glück geht es in „Weinprobe für Anfänger“ weniger stereotyp zu. Ganz im Gegenteil. Spielt die Weinprobe doch mit diversen Bildern einer vielfältigen Gesellschaft. Steve platzt in Jacques' Weinladen, als dieser gerade die zauberhafte Adèle bedient. Steve, wie ein Dieb auf der Flucht, versteckt sich im Laden vor der Polizei, entpuppt sich jedoch als wahres Naturtalent in Bezug auf die edlen Tropfen. So kommt es, dass Steve aushilfsweise bei Jacques arbeitet, während der Weinhändler sich um seine aufkeimende Liaison mit Adèle kümmert. Die drei Protagonisten sind auf ihre eigene Weise mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und doch merken sie, dass sie sich gegenseitig helfen können. Die Übersetzung von Horst Leonhard ist am Anfang ein wenig hölzern, gewinnt aber bald an Fluss. Dustin Semmelrogge haucht Steve einen jugendlichen Charme ein, ehrlich und verschmitzt mit der perfekten Stimme für die Adaption der französischen Komödie. Natalia Avelon überzeugt als eine kluge, ehrliche Adèle. In der angenehmen Inszenierung von Jürgen Wölffer paart sich Gesellschaftskritik mit romantischer Komödie. So ist das Stück sowohl etwas für Weinkenner als auch für Neulinge auf dem Gebiet.
Rebecca Jungbluth
Mittwoch, 15. November 2023 | Kritiken