Vorfreude auf das Opernhaus
Die Saison 2024/25 an der Oper Köln
Strahlend zeigte sich Kölns Opernintendant bei der Pressekonferenz zur neuen Spielzeit und das, obwohl mit dem nicht abschließen geklärten Skandal um GMD Roth und die erneute Verschiebung des Starts am Offenbachplatz dunkle Wolken über der Oper
hängen. Dennoch glaubt der Opernchef an einen Umzug im Laufe der Spielzeit und so darf man gespannt sein, welche Produktion des spannenden und abwechslungsreichen Programms schließlich die erste im alten Haus sein wird. Dabei spannt die kommende Saison einen klugen und weiten Bogen, den Mulders mit seinem Dramaturgenteam ersonnen hat: So beginnt es mit einer szenischen Version von Haydns „Schöpfung“ (mit Star-Dirigent Marc Minkowski) und endet mit einer Mammutproduktion, die in ihren Ausmaßen in der Tradition mit Zimmermanns „Soldaten“ steht und Karl Kraus Roman „Die letzten Tage der Menschheit“ zur Vorlage hat. Die Musik wird Philippe Manoury schreiben, der dem Kölner Publikum durch seine für das Gürzenich-Orchester verfasste „Köln-Trilogie“ bestens bekannt ist und wirft man einen Blick auf die Besetzung, so sticht der Name von Weltstar Anne-Sofie von Otter besonders hervor. Zwischen diesem Anfangs- und Endpunkt entfaltet die Kölner Oper einen Spielplan, der neugierig macht, der Bekanntes und Bewährtes bietet, aber auch Lust macht sich auf Neues einzulassen, zu entdecken. Nur einen Tag nach der „Schöpfung“ wird Richard Strauss blutrünstiges Antikendrama „Elektra“ in der Lesart von Bayreuth-Regisseur Roland Schwab Premiere feiern, mit Stars wie Lioba Braun als Klytämnestra und Shootingstar Allison Oakes, die in der Titelpartie ihr Rollendebut gibt. Mit Händels „Orlando“ baut das Haus sein Barock-Repertoire aus und holt mit Dirigent Ruben Dubrovsky und Countertenor Xavier Sabata zwei absolute Spezialisten. Verdis „Nabucco“ ist nicht zuletzt wegen des Gefangenenchores so berühmt und da mag es verwundern, dass dieses Werk seit Jahrzehnten in Köln nicht mehr zu sehen war. Das ändert sich nun und Ben Baur, den das Kölner Publikum bisher nur als Bühnenbildner kannte, zeigt, dass er auch als Regisseur sein Handwerk versteht. Mit Mozarts „Don Giovanni“ steht schließlich noch ein echter Klassiker auf dem Spielplan, der in dieser Produktion den Mythos des ewigen Liebhabers aus einer weiblichen Sicht hinterfragen wird. Ein ungewöhnlicher Doppelabend mit Strawinskys „Rossignol“ und Poulencs „Les marmelles de Teiresias“ kommt als Koproduktion aus Paris nun an den Rhein, bevor mit der selten zu erlebenden Operette „Eine Frau von Format“, mit Annette Dasch in der Hauptrolle, auch Freunde der leichteren Unterhaltung auf ihre Kosten kommen. Der Spielplan wird abgerundet mit Kaija Saariahos „La passione de Simone“, einem spannenden kammermusikalischen Werk, in dem die finnische Komponistin sich dem Leben der Mystikerin und Sozialrevolutionärin Simone Weil annimmt. Noch nie am Offenbachplatz zu hören, aber sicherlich ein echtes Highlight der Saison ist Astor Piazollas Operita „Maria de Buenos Aires“, die mit wunderbarer Tangomusik das Publikum verzaubern wird.
Mit den Wiederaufnahmen von „La Bohème“, „Carmen“ und „Giulio Cesare“ wird der Spielplan noch mit gern gesehenen Repertoire-Stücken ergänzt und man versteht, wieso Hein Mulders so gestrahlt hat - auf diesen Spielplan können er und mit ihm die Kölner Opernfans sich wirklich freuen.
Sebastian Jacobs
Donnerstag, 20. Juni 2024