Der Nabel der Welt (where the eagles meet) | Deutsch Griechisches Theater
Von Fink Kleidheu
Es ist dunkel. Nur ein Schimmer glimmert in der Ferne. Die Wälder brennen. Das Prasseln der Feuer erklingt über die Lautsprecher. Es scheint, als könne man den Rauch förmlich riechen. Es ist eine beklemmende Kulisse, ein einschnürendes Szenario, das die Nachrichten der Flammennmeere sofort wieder auferstehen lässt. Vor diesem Hintergrund treffen wir die Seherin Pythia. Einst als Orakel von Delphi gefeiert, ist sie müde von den Ereignissen, die sie voraussieht. Aber noch erschöpfter ist sie davon, dass die Menschheit nicht zu lernen scheint, die Augen vor den Grauen verschließt und nicht in der Lage ist zu sehen, dass Veränderung von Nöten ist. Aus Athen vertrieben, geflohen vor den Flammen, versteckt sie sich als Klimaflüchtling in einem Theater, wo wir sie finden.
Wie schon in „Glückliche Tage“ brilliert Lisa Sophie Kusz auch hier in ihrer Rolle als Pythia. Mal in sich gekehrt, mal dem Publikum zugewandt, überzeugt sie mit ihrer Ausstrahlung und ihrem Facettenreichtum. Die Bühne ist minimalistisch, die Ausstattung karg. Pythia hat nur eine kleine Tasche dabei. Aus diesem Nichts zaubert die Hauptdarstellerin alles. Das Publikum ist von ihr gefordert, hängt an ihren Lippen, denkt und fühlt mit. Ein Stück, das genau in unsere Zeit passt.
Rebecca Jungbluth
Freitag, 13. September 2024 | Kritiken
