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Simone Lamsma
© Juan Carlos Villaroel

Gürzenich-Orchester Köln

Neustart

Konzert | Strawinsky, Bernstein & Schostakowitsch | Kölner Philharmonie

Simone Lamsma, Violine
Robert Trevino, Dirigent

Igor Strawinsky (1882-1971)
„Symphonies d'instruments à vent“ für 24 Instrumente (1920/47)

Der in Oranienbaum bei Petersburg geborene Igor Strawinsky erhielt frühe musikalische Eindrücke durch den Vater, einem bekannten Bassisten der Kaiserlichen Oper in Petersburg. Während des 1901 begonnenen Jurastudiums nahm Strawinsky Klavier- und Kompositionsunterricht. Ein Jahr später wurde er Privatschüler von Nikolaj Rimskij-Korsakow, mit dessen Sohn er während des Studiums bekannt geworden war. In den Folgejahren veröffentlichte er seine ersten Kompositionen und pflegte intensiven Umgang mit einem Kreis junger Künstler in Petersburg, die sich um eine von Serge Diaghilew herausgegebene avantgardistische Zeitschrift gruppierten. Diaghilew war es auch, der den jungen Komponisten in Westeuropa bekannt machte. 1910 wurde das Ballett „Der Feuervogel“ in Paris von den berühmten „Ballets Russes“ uraufgeführt. 1911 folgte „Pétrouchka“, und 1913 kam es zur berühmt-berüchtigten Uraufführung von „Le sacre du printemps“, in deren Verlauf es im Zuschauerraum zu tumultartigen Szenen kam. Mit diesen drei Balletten hatte sich Strawinsky innerhalb weniger Jahre als der führende junge russische Komponist in Westeuropa etabliert. Noch vor dem Ersten Weltkrieg verließ er Russland endgültig. Er lebte zunächst in der Schweiz und seit 1920 in Paris. Ab 1924 trat er, um sich und seiner Familie ein Einkommen zu sichern, auch als Pianist und Dirigent eigener Werke auf. Nach dem Tod seiner Frau und einer Tochter sowie aufgrund der politischen Verhältnisse übersiedelte Strawinsky 1939 in die USA und ließ sich in Hollywood nieder. In den Jahren nach 1945 kehrte er als Dirigent häufiger nach Europa zurück, 1962 sogar auf Einladung der sowjetischen Regierung zum ersten Mal seit 1914 wieder in seine Heimat. Mitte der 1960er-Jahre entstanden seine letzten größeren Kompositionen, 1967 trat er letztmals mit seiner „Pulcinella“ als Dirigent auf. 1969 übersiedelte er nach New York, wo er zwei Jahre später starb.
Strawinsky komponierte in den zwanziger Jahren einige Stücke für Bläserensemble, ein Oktett, das „Concerto pour piano et orchestre d’harmonie“ – und die „Symphonies d’instruments à vent“, die am 10. Juni 1921 uraufgeführt wurden: Anders als der Titel erwarten lässt, handelt es sich bei diesen Bläsersinfonien um einen kompakten Einzelsatz von nur zehn Minuten Dauer. Trotz dieser Kürze sind sie ein bedeutendes Werk, denn formal, strukturell und klanglich bringen sie etwas völlig Neues. Strawinsky arbeitet hier mit kurzen Motiven, die er im Stil einer Montage aneinanderreiht und dabei modifiziert: Eine deklamatorische Eröffnung durch die Klarinetten, ein statischer Blocksatz des gesamten Ensembles, die Dreitonformel G-As-Es, die in seiner Musik öfter begegnet sowie verschiedene Dialogmotive. Übergänge gibt es nicht, die Wechsel zwischen den einzelnen Bausteinen erfolgen unvorhersehbar, zum Teil blitzartig schnell. Mit klassischer Sinfonik, die von Entwicklungen und Prozessen lebt, hat dieses Verfahren natürlich ebenso wenig zu tun wie mit Klangmalerei oder Gefühlsdarstellung.
Bei der Bezeichnung „Sinfonien“ dürfte Strawinsky eher an ein Zusammenwirken individueller musikalischer Kräfte im ursprünglichen Sinn des Wortes („Symphonia“) gedacht haben. Er selbst sprach von einer „Zeremonie, bei der sich verschiedene Gruppen in kurzen litaneiartigen Zwiegesängen begegnen“. Tatsächlich treten in rascher Folge einzelne Akteure (das Flötenquartett, die Klarinetten, die tiefen Instrumente usw.) hervor, um sich gleich danach wieder dem Tutti einzugliedern – wie bei einem Ritual, einer Begräbniszeremonie zum Beispiel. Und das passt zum Kompositionsanlass: Strawinsky war von einer Musikzeitschrift gebeten worden, einen Beitrag zum Gedenken an den 1918 verstorbenen Debussy zu leisten. Er schrieb zunächst eine Art Trauerchoral für Bläser, der separat veröffentlicht wurde. In den Bläsersinfonien bildet dieser Choral das Schlussstück, dem die eigentliche „Zeremonie“ vorausgeht. So objektiv und distanziert das kompositorische Verfahren auch wirkt, so gilt es doch einem sehr persönlichen Anliegen – der Erinnerung an einen bewunderten Kollegen.

Leonard Bernstein (1918-1990)
Serenade für Violine, Streichorchester, Harfe und Schlagzeug nach Platons Symposion (1953/54)

Geboren am 25. August 1918 in Lawrence (Massachusetts), erhielt Leonard Bernstein mit 10 Jahren seinen ersten Klavierunterricht. 1934 gab er sein erstes öffentliches Konzert. Von 1935 bis 1939 studierte er an der Harvard University Klavier und Komposition sowie Philologie und Philosophie. 1937 trat er erstmals als Klaviersolist auf. In diesem Jahr lernte er auch Aaron Copland kennen, der zu seinem Mentor wurde. Nach dem „Bachelor of Arts“ 1939 studierte er zwei Jahre lang am Curtis Institute in Philadelphia, u.a. Dirigieren bei Fritz Reiner. Außerdem belegte er Kurse bei dem Dirigenten Serge Koussevitzky, der ihn 1942 zu seinem Assistenten bei den Sommerkursen in Tanglewood machte. 1943 wurde Bernstein „Assistant conductor“ bei den New Yorker Philharmonikern. Der Durchbruch als Dirigent gelang ihm, als er dort 1943 kurzfristig für Bruno Walter einsprang und sensationellen Erfolg hatte. Er wurde zum zweiten Dirigenten ernannt und war von 1945 bis 1948 Leiter der New Yorker Philharmoniker. Es folgten Gastdirigate bei berühmten Orchestern. 1953 hatte er sein Debüt an der Scala in Mailand. Besonders verbunden blieb er den New Yorker Philharmonikern, deren Music Director er von 1957 bis 1969 war, dem Israel Philharmonic Orchestra und den Wiener Philharmonikern. 1987 wurde er Chefdirigent des London Symphony Orchestra. Als Komponist handhabte Bernstein virtuos die verschiedensten Stilrichtungen: Spätromantik und traditionelle jüdisch-liturgische Musik, serielle Techniken, Jazz, Pop und Rock. Er vermochte sie aussagekräftig miteinander zu kombinieren, geradezu schockierend in „Mass“, aber auch in seinem berühmtesten Werk, dem Musical „West Side Story“. Bernstein starb am 14. Oktober 1990 in New York.
Die fünfsätzige Serenade nach Platons „Symposium“ für Violine, Harfe, Schlagzeug und Streicher, die eigentlich ein Violinkonzert ist, komponierte Bernstein 1954. Das „Programm“ des Werks ist dem „Gastmahl“ von Platon entnommen: Die „Musik stellt wie in Platons Dialog eine Reihe miteinander verwandter Aussagen zum Lobe der Liebe dar und folgt der von Platon gewählten Form des Auftretens nacheinander sprechender Figuren der griechischen Intelligenz“ (Bernstein). Die musikalische Form kulminiert in der Verwandtschaft der Sätze untereinander. In diesem System, das jeden Satz sich aus den Elementen des vorherigen entwickeln lässt, erweist sich Bernsteins kompositorisches Verfahren, das in vielerlei Variation, unter Einbindung aller sonstigen seine Musik charakterisierenden Zutaten immer aufscheint. Seine „Serenade“ hielt er immerhin „für das Beste“, was er geschrieben hat.
Der erste Satz „Phaidros-Pausanias“ beginnt mit einer lyrischen Lobpreisung des Gottes Eros; Pausanias weist auf die Dualität des Liebenden und des Geliebten. Ein Fugato des Solisten leitet den Satz ein, dessen Material für das folgende Sonaten-Allegro verwendet wird. Im zweiten Satz erinnert Aristophanes an die mythologische Liebesgeschichte. Der Arzt Erixymachos äußert sich einem „Fugato presto“ über die körperliche Harmonie als wissenschaftliche Grundlage für Erörterungen über die Liebe. Im vierten Satz zeigt Agathon alle Aspekte panegyrisch auf. Im fünften Satz „Sokrates-Alkibiades“ berichtet der Philosoph über seinen Besuch bei der Seherin Diotima und ihre Dämonologie der Liebe. In das Gespräch bricht Alkibiades mit einer Rotte betrunkener Freunde ein, die mit einem Tanz zeigen, dass die Liebe einfach eine trunkene Freude ist.

Dmitri Schostakowitsch (1906-1975)
Sinfonie Nr. 10 e-Moll op. 93 (1953)

Schostakowitsch erhielt früh privaten Musikunterricht und besuchte das Konservatorium in St. Petersburg, wo er Klavier und Komposition studierte. Noch währenddessen hatte er sensationellen Erfolg mit seiner ersten Sinfonie. Eine vielversprechende Pianistenkarriere begann. Während der vorstalinistischen Jahre bis ca. 1930 lernte er die vorherrschenden westlichen Stile, aber auch die modischen Strömungen des Jazz und der Music-Halls kennen. Von 1937 bis 1957 lehrte er an den Konservatorien in Leningrad und Moskau. 1935/36 wurde er erstmals durch das Zentralkomitee gemaßregelt. Der Vorwurf war der eines abstrakten Rationalismus und Schostakowitsch wurde zu den massenwirksamen Grundsätzen des „Sozialistischen Realismus“ ermahnt. 1940 wurde ihm dann wieder der Vorwurf übermäßiger Komplikation der musikalischen Sprache gemacht. Doch bereits 1941 erhielt er einen ersten Stalinpreis für seine siebte Sinfonie. Neue Angriffe folgten, als seine Opernkonzeption in das Schussfeld der Parteikritik geriet. Im gleichen Jahr rehabilitierte er sich mit dem Oratorium „Das Lied der Wälder“. Dann nahm er eine Reihe von hohen offiziellen Ämtern wahr, was mit einem wesentlichen Einfluss auf das sowjetische Musikleben verbunden war. Er starb am 9. August 1975 in Moskau.
Stalins Tod im Jahre 1953 führte zunächst einmal zu einem politischen „Tauwetter“ in der Sowjetunion, das auch neue künstlerische Entwicklungen begünstigte. Das galt auch für Schostakowitsch, der nach jahrelangem Verzicht auf eine Fortsetzung seines sinfonischen Werkes in dieser Periode mit seiner zehnten Sinfonie wieder ein großes sinfonisches Werk schuf, das vielen als seine beste Sinfonie überhaupt gilt. Dennoch löste die Uraufführung eine dreitägige Debatte sowie eine Serie von Diskussionen in der Verbandszeitschrift „Sowjetskaja Musyka“ aus, die sich bis 1957 hinzog. Erst die hohe Anerkennung, die das Werk im Westen, nicht zuletzt durch Herbert von Karajan, erfuhr, ließ seine Verurteilungen endlich verstummen. In seinen von Solomon Volkov herausgegebenen, in ihrer Zuverlässigkeit allerdings recht umstrittenen Memoiren mit dem Titel „Zeugenaussage“ äußert sich der Komponist folgendermaßen zu diesem Werk: „Ich konnte einfach keine Apotheose auf Stalin schreiben. Aber ich portraitierte ihn in meiner Sinfonie, die ich gleich nach seinem Tode schrieb, und keiner hat bisher erraten, worum es in ihr geht. Sie handelt von Stalin und den Jahren der Stalin-Herrschaft. Der zweite Teil, das Scherzo, ist sein Portrait, grob gesagt. Es sind natürlich noch andere Dinge darin, aber das ist die Grundlage.“ Diese Sinfonie muss auch als autobiographisches Bild aus Schostakowitschs schwerster Zeit verstanden werden. Aller Lehrämter enthoben und Aufführungsverboten ausgesetzt, litt er lange wirtschaftliche Not und musste wieder als Pianist Konzerte geben. Seine Frau war sogar gezwungen, sich Arbeit im Kaukasus zu suchen, wo sie dann auch starb.
Die gedehnten, ausgesponnenen Linien der Sinfonie erzählen in klassischer Klarheit von persönlichem Leid. Der Ton des Werkes hat nichts mehr von Leichtigkeit und Spott, sondern ist der Ton der Trauer und Klage, vielleicht aber auch der Hoffnung. Hier rückt die Sinfonik Tschaikowskys vor allem im letzten Satz wie ein Vermächtnis in stilistische Nähe. Auch der Surrealismus der achten Sinfonie ist aufgegeben. Karikaturen erfolgen, wo sie überhaupt zu beobachten sind, zornig. Und so endet dieses Werk auch in der wütenden Auflehnung gegen ein Schicksal, von dem sie erzählt hat. Doch auch in anderen Dingen zeichnet sich für uns heute dieses Werk aus: Die Souveränität der kompositorischen Arbeit zur Bewältigung der großräumigen und dramatischen Konzeption, das organische Wachstum des gewaltigen Ganzen aus einigen wenigen thematischen Keimzellen, so etwa einem kleinen dreitönigen Motiv, mit dessen Wiederholung und Verarbeitung drei der vier Sätze beginnen, dazu der Reichtum und die Üppigkeit der Orchesterfarben. Die Tonfolge „D-Es-C-H“, die den Initialen des Namens des Komponisten entspricht, spielt auch hier, wie in vielen anderen seiner Werke, vor allem im Schlusssatz eine Rolle. Die Bezeichnungen der vier Sätze des Werkes lauten: „Moderato“, „Allegro“, „Allegretto“ und „Andante – Allegro“.

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