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Janine Jansen | Violine
© Harald Hoffmann

London Symphony Orchestra

Konzert | Boulanger, Barber & Rachmaninow | Kölner Philharmonie

Janine Jansen, Violine
Sir Antonio Pappano, Dirigent


Lili Boulanger (1893-1918)
D’un matin de printemps für Orchester

Die 1893 in Paris geborene Lili Boulanger wurde von ihrer älteren Schwester Nadia als „erste Komponistin überhaupt“ betrachtet. In der Tat änderte sie trotz ihres allzu kurzen, von Krankheit und Leid geprägten Lebens das Ansehen der Frau in der Welt der Musik. Sie wurde schon in früher Jugend als musikalisch vielversprechend erkannt, als sie, am Klavier begleitet von Gabriel Fauré, einige Lieder sang, und so erhielt sie eine gründliche Ausbildung. Sie begleitete bald Nadia zu ihren Stunden am Pariser Conservatoire und erhielt später selbst Kompositionsunterricht bei Paul Vidal. Ihre stets fragile physische Natur seit einer schweren frühkindlichen Infektion behinderte zwar Entwicklung und Aussichten einer Karriere, doch ungeachtet ihres ernsten gesundheitlichen Zustandes widmete sie sich völlig dem Komponieren. 1912 bewarb sich Lili Boulanger um den renommierten Prix de Rome, doch musste sie aufgrund schlechter Gesundheit ihren Antrag später wieder zurückziehen. Im folgenden Jahr, nun 19 Jahre alt, bewarb sie sich erneut, und diesmal erfolgreich: Sie wurde die erste Frau überhaupt, die den höchst angesehenen Pariser Rom-Preis gewann, der ein Stipendium und einen mehrjährigen Künstler-Aufenthalt in der Villa Medici beinhaltete. Dieses Ergebnis war jedoch nicht nur aufgrund ihres Geschlechts bemerkenswert: Sie erhielt von der Jury eine überwältigende Mehrheit von 31 gegenüber 5 Stimmen. Allerdings zog die Verkündigung ihres Erfolges frauenfeindliche Kommentare in der Presse nach sich. So heißt es in einer Rezension in „Le ménestrel“ von 1913, dass „ihr Vorname die Puristen nicht erfreuen dürfte, denn obzwar sie den Rompreis gewonnen hat, ist so doch lediglich nur eine Frau.“ Der Preis brachte eine Beschäftigung mit der Komposition von Liedern mit Orchesterbegleitung nebst Klavierauszügen mit sich, mit einem Schwerpunkt, neue, größere Werke und geistliche Musik zu schaffen. Sie hatte allerdings nicht die Zeit, ihre Fähigkeiten zur vollen Blüte zu bringen – denn sie starb am 15. März 1918 im Alter von 24 Jahren.
Lili Boulanger schrieb wunderschöne und hochemotionale Stücke, die durchaus musikalisch kühn sind und ein besonderes Gespür für ein farbiges Timbre enthüllen. Welches Talent man verloren hatte, macht vor allem das Preisträgerstück von 1913, die Kantate „Faust et Hélène“, deutlich. Das Chorwerk wurde in Frankreich, Deutschland und den USA höchst erfolgreich aufgeführt. Desweiteren arbeitete Lili Boulanger bis zu ihrem Tod an einer Oper nach einem Stoff von Maeterlinck, die unvollendet blieb („La Princesse Maleine“), und hegte eine besondere Vorliebe für das Lied (Zyklus „Clairières dans le Ciel“) und die geistliche Chormusik („Pie Jesus“). Ihr instrumentales Schaffen ist dagegen schmal geblieben. In diesem Konzert erklingt eine sehr berückende Komposition dieser „Porzellanpuppe der Musik“: Das Stück mit dem poetischen Titel „D'un matin de printemps“ hat sie 1918 wenige Wochen vor ihrem Tod vollendet. In der spätromantischen Intensität der Naturschilderung geht es über den zeitgenössischen Impressionismus hinaus.

Samuel Barber (1910-1981)
Konzert für Violine und Orchester op. 14

Samuel Barber wurde am 9. März 1910 in West Chester, Philadelphia, geboren. Schon als Dreizehnjähriger begann er mit dem Studium des Kontrapunktes. Vom 14. Bis 21. Lebensjahr studierte er am Curtis Institut in Philadelphia Komposition und Gesang bei Fritz Reiner und Rosario Scalero. 1932 schloss er seine Studien ab. Bereits während der Ausbildung wurde ihm von der Columbia University der Bearus-Preis verliehen, dem eine Reihe hoher Auszeichnungen folgten: 1935 war er Gewinner des Pulitzer-Preises sowie des amerikanischen Rom-Preises und 1936 ehrte man Barber abermals mit dem Pulitzer-Preis, wobei diese doppelte Verleihung zuvor noch nie einem Komponisten zuteilgeworden war. Die Preise ermöglichten ihm einen Studienaufenthalt in Italien. Und er erregte die Aufmerksamkeit des berühmten Dirigenten Toscanini, der 1938 ein 2 Jahre zuvor entstandenes „Adagio for Strings“ sowie einen (ersten) „Essay“ für Orchester uraufführte – und Barber damit schlagartig bekannt machte. Zeit seines Künstlerlebens strebte Barber nach Erfolgen auf der Opernbühne, doch gerade die blieben ihm versagt. Seine Oper „Vanessa“ wird zwar gelegentlich noch gespielt, aber mit „Antonius und Kleopatra“, die 1966 das neue Metropolitan Opera House im Lincoln Center in New York eröffnete, produzierte er eines der großen Opern-Fiaskos. Ungleich erfolgreicher war er mit seiner Instrumentalmusik, mit der er sich in der Gunst des amerikanischen Publikums behaupten konnte. Barber starb am 24. Januar 1981 in New York.
Die Stilfindung der vitalistischen, amerikanischen Musik des 20. Jahrhunderts, vertreten besonders von den Komponisten Virgil Thompson, Aaron Copland, William Schuman und Samuel Barber, ist stark von Igor Strawinsky und dem amerikanischen Jazz beeinflusst. Jeder einzelne von den Genannten bildete im angedeuteten Rahmen seinen persönlichen Stil, der bei Barber trotz seines Europa-Aufenthaltes am deutlichsten als „amerikanischer” zutage tritt. Er gehörte seiner Richtung nach einer ausgeprägten Neu-Romantik an, die er in den Vereinigten Staaten repräsentativ vertrat. Und er blieb sein Leben lang Vorbildern wie Bach, Chopin und Fauré verbunden. Seine Stellung in der musikalischen Entwicklung wurde oft mit der von Johannes Brahms verglichen: Starke persönliche Ausdruckskraft und stilistische Reife, verbunden mit dem Ruf, nicht eben fortschrittlich zu komponieren. Sein Schaffen lässt sich in zwei Stilgruppen einteilen, die etwa durch das Jahr 1939 voneinander getrennt sind: Die erste Gruppe ist stark traditionsgebunden, tonal und sehr lyrisch. Zwar hielt diese gesangliche Ausprägung als typische Kompositionseigenart Barbers auch nach 1939 noch an, doch er schaffte es, seine musikalischen Ausdrucksmittel durch kompliziertere Rhythmisierungen, Chromatik und Anhäufung von dissonanten Elementen zu erweitern.
Insgesamt ist Barbers Musik formal sehr geordnet, was in der Verbindung mit ihrer kantablen Melodik ihre Beliebtheit ausmacht. Die Werke sind meist an klassischen, selten an barocken Formen ausgerichtet. Wie Barber selbst in einer seiner wenigen Äußerungen über sein Komponieren 1971 bekannte, lasse er in textgebundenen Werken die Musik aus den Worten fließen; in einer Klaviersonate oder einem Konzert hingegen schreibe er, was er fühle – so wohl auch bei seinem Violinkonzert op. 14, das 1939 entstand. Eine lyrische Ruhe kennzeichnet das Werk aus; poetische, traurig gefärbte Melodien sind hier charakteristisch. Das Hauptthema in G-Dur erklingt zunächst in den Violinen. Ein zweites hüpfendes Thema erscheint in den Klarinetten. Das erste Thema kehrt zurück und führt in einen kurzen dissonanten Ausbruch. Der Verlauf widmet sich nun überwiegend einer aufsteigenden Variation des Themas. Das Andante in der ABA-Form beginnt mit einer Oboenmelodie; die Solovioline stimmt eine zweite Melodie an, die dunkler gefärbt ist als die Oboe. Diese Melodien sind einfach und klar, ein Minimum an solistischer Akrobatik ist von Nöten. Dass das Finale die Form eines „Perpetuum Mobile“ annahm, ist wahrscheinlich das Ergebnis der Forderung seiner Auftraggeber; seine unregelmäßigen Rhythmen und seine verhältnismäßig dissonante Struktur spiegelt Barbers Wunsch wider, neue Wege einzuschlagen.

Sergej Rachmaninow (1873-1943)
Sinfonie Nr. 2 e-Moll op. 27

Der russische Komponist und Pianist Sergej Rachmaninow entstammte einer musikalischen Familie, die ihm schon früh qualifizierten Instrumentalunterricht ermöglichte. Von 1882 bis 1885 studierte er am Petersburger Konservatorium, von dem er aber schließlich nach Moskau wechselte, wo er sein Studium der Komposition und als Konzertpianist abschloss. Als Pianist wurde er dann auch schnell in Russland bekannt und erhielt eine Anstellung als Klavierlehrer am Martynow-Institut in Moskau, wo er später auch als Dirigent tätig war. Während die Aufführung seiner ersten Sinfonie ohne große Resonanz blieb, war ein Konzert mit anderen eigenen Kompositionen in London ein durchschlagender Erfolg. Von 1904 bis 1906 dirigierte Rachmaninow am Bolshoi-Theater in Moskau, von 1906 bis 1909 lebte er in Dresden. 1909 unternahm er eine erste Konzertreise in die USA. Nach der russischen Revolution 1917 verließ Rachmaninow seine Heimat, lebte zunächst einige Zeit in der Schweiz am Vierwaldstädter See, bevor er 1935 endgültig in die Vereinigten Staaten übersiedelte. Er starb am 28. März 1943 in Beverly Hills.
Zu seinen Lebzeiten stand Rachmaninow oft im Schatten der glänzenden Pianisten seiner Zeit, wie z.B. Chopin, Liszt und Skrjabin. Heute stehen vor allem seine Klavierkonzerte, die „Paganini-Variationen“ und die Klavierstücke im Blickfeld, während seine Opern („Aleko“, „Francesca da Rimini“), seine Sinfonien, Orchester- und Chorkompositionen eher in den Hintergrund rücken. Die heute zu hörende zweite Sinfonie e-Moll op. 27 komponierte Rachmaninow 1906/07 in Dresden. Die Uraufführung, die der Komponist selbst dirigierte, fand am 26. Januar 1908 in St. Petersburg statt. Im Vergleich zur ersten Sinfonie verfolgt Rachmaninow hier nicht die Entwicklung eines sinfonischen Kosmos aus einem einzigen Kernmotiv. Es wird hier also nicht nach dem Verfahren thematischer Durchstrukturierung vorgegangen, sondern es geht – wie auch bei dem zur gleichen Zeit entstandenen zweiten Klavierkonzert – um die Konstitution sinfonischer Zusammenhänge mit Hilfe dynamischer Entwicklung.
Dies ist bereits in der „Largo“-Einleitung zu erkennen, die kaum mehr die traditionelle klassische Funktion hat, auf den folgenden Sonatensatz vorzubereiten, sondern mit ihren statischen Bläserklängen und ihrer absteigenden, sich expressiv und klangdynamisch weiter verdichtenden Streicherkantilene bereits den ersten sinfonischen Entwicklungsbogen darstellt. Der anschließende Sonatensatz („Allegro moderato“) präsentiert als Hauptthema einen weitgezogenen Streicherklang. Dementsprechend bildet das Seitenthema mit seinen Holzbläser-Terzen keinen Ausdrucksgegensatz, sondern es setzt, wie die als eine Art von zweitem Seitenthema folgende Cello-Melodie, nur den schwelgerischen Klangfluss fort. Der Durchführungsteil beschränkt sich auf weitere dynamische Intensivierung und in der Reprise wird das Seitenthema nun zu höchster Intensität gesteigert. Die Coda dagegen steht im Zeichen des Hauptgedankens, den Satz energisch, fast martialisch beschließend. Das folgende, scherzohafte „Allegro molto“, eine fünfteiliges Rondo, wird durch thematisch-ausdrucksstarke Kontraste bestimmt. Das erste Thema in a-Moll hat geistvoll-kapriziösen Charakter, das zweite in C-Dur ist wieder eine breite Streichermelodie. Im Zentrum dieses Satzes, der Wiedereinführung des ersten Themas, steht eine brillantes Fugato. Demgegenüber schwelgt das Adagio in gefühlvollem A-Dur. Substanzkern ist das gleich zu Beginn von den Geigen angestimmte, von der Klarinette fortgeführte, langgesponnene Hauptthema. Trotz dem späterem Einsatz eines Motivs aus der Largo-Einleitung ist der Satz durch eine „morbide“ Klanglyrik, einen um sich selbst kreisenden, monothematischen „kalkulierten Gefühlsrausch“ geprägt. Das Finale zeichnet sich wieder durch kraftvolle Themen-Kontrastierung aus. Das Hauptthema wird von einem energischen Triolenrhythmus bestimmt, das breit angelegte Seitenthema der Violinen scheint zunächst im Sande zu verlaufen. Die Durchführung wird von der triolischen Bewegung des Hauptthemas vorangetrieben, das zu Beginn der Reprise triumphal wiederkehrt, um dann der apotheotischen Schluss-Hymnik des Streicher-Seitenthemas Raum zu geben.


Kölner Philharmonie

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