"Bilder einer Ausstellung" Mussorgsky - Ravel
Eine musikwissenschaftliche Annäherung am 25. Mai 2013 in der Karl Rahner Akademie Moderation: Lilly Fritz und Rainer Nellessen
Programm
14:30 - 16 Uhr
Bilder zum Hören:
Realismus und Narrativität in Modest Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung"
Dozentin
Dr. Gesa Finke
Hochschule für Musik und Tanz Köln
16:30 - 18 Uhr
Vom Klavier auf das Orchester:
Klänge, Farben, Formen - Maurice Ravels Orchesterfassung
Dozent Prof. Dr. Michael Stegemann
Komponist / Professor für Musikwissenschaft Universität Dortmund
18:30 - 19:15 Uhr
Konzert
Mussorgsky "Bilder einer Ausstellung"
gespielt von Oliver Drechsel
Eine Ausstellung von Aquarellen und Zeichnungen des befreundeten Architekten Victor Hartmann gab Mussorgsky 1874 den Anstoß zu dem Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung". Einleitung und die "Promenade" überschriebenen Zwischenspiele zeigen den Komponisten beim Rundgang durch die Ausstellung. Diese marschartigen Sätze enthalten motivische Floskeln, die mehr oder minder offenkundig in den zehn Stücken wiederkehren und so die innere Einheitlichkeit des Zyklus garantieren. Die einzelnen Bilder kontrastieren scharf, der grotesk einherstolpernde "Gnomus" zur Troubadour-Kantilene ("Das alte Schloß"), die in den Tuilerien umhertollenden Kinder zum pittoresken "Ballett der Küchlein in ihren Eierschalen", der auf schweren Ostinato-Bässen vorbeirumpelnde polnische Ochsenkarren "Bydlo" zum "Marktplatz in Limoges" und zu dem drastischen Porträt der Juden Goldenberg und Schmuyle. Fremdartige Akkordverbindungen führen ("Katakomben") in die Sphäre des Phantastischen. Im Andante sieht Mussorgsky Totenschädel aufleuchten ("Cum mortuis in lingua mortua"). Die barbarischen Rhythmen und schroffen Akzente, mit denen Mussorgsky den nächtlichen Ritt der Hexe Baba-Yaga schildert, deuten voraus auf Bartók. "Das große Tor von Kiew" bringt mit äußerster Kraftentfaltung die Vision einer feierlichen Prozession. Das Klavier gerät an die Grenze seiner Möglichkeiten, nicht durch die sich überschlagende Virtuosität, sondern durch einen schroffen, prasselnden und kantigen Klangstil, dessen Zweck die schonungslose Wahrhaftigkeit des Ausdrucks ist.
(Karl Schumann)
Ravels "chef-d´oevre" als Instrumentator die "Tableaux d´une exposition" entstand zwischen April und September 1922. Der russische Dirigent Sergej Koussevitzky hatte für seine Konzertreihe an der Opéra die Orchestration in Auftrag gegeben, und Ravel sagte begeistert zu. "Das Große Tor von Kiew ist endlich fertig", konnte er ihm schon am 1. Mai 1922 mitteilen. "Ich habe mit dem Ende begonnen, weil es das für die Orchestration uninteressanteste Stück war. Aber man glaubt es kaum, was eine so leichte Sache einem für Arbeit machen kann." Die Uraufführung durch Koussevitzky (am 19. Oktober 1922 in Paris) wurde ein sensationeller Triumph, und nachdem die sechsjährige "Schutzfrist" abgelaufen war, für die sich der Dirigent das alleinige Aufführungsrecht ausbedungen hatte, wurden die "Bilder einer Ausstellung" zum Repertoire- Favoriten aller großen Orchester der Welt.
(Michael Stegemann)
Gebühr EUR 18,- / 9,-
Anmeldung erfolgt über die Karl Rahner Akademie
Dienstag, 14. Mai 2013