ARABELLA | Oper am Dom
Beim Urteil über die Produktion würden kurze Worte reichen: musikalisch hinreißend, szenisch abgehoben. Um mit dem Positiven zu beginnen …
Ein Glücksgriff ist der Dirigent Stefan Soltesz. Der Parlandostil von "Arabella" gerät ihm pointiert und durchsichtig, lyrisch-melodische Passagen schimmern klangsinnlich. Die sopranfrische und höhensichere Zdenka von Anna Palimina ist Spitze. Ganz hohe Qualität bieten auch Egils Silins mit seinem baritonal potenten Mandryka und der gleichfalls ausladend singende Ladislav Elgr als Matteo. Emma Bell in der Titelpartie ist stimmlich ein anderer Typ als die legendäre Lisa della Casa: emotional weicher, vokal cremiger. Damit wird das Rollenporträt vielleicht etwas eindimensionaler, doch bedeutet diese Feststellung Hinweis, nicht Kritik.
Kritisch hingegen ist das Team Renaud Doucet/André Barbe (Regie/Ausstattung) zu bewerten. Als Handlungszeit hat man den "Vorabend" des Ersten Weltkrieges gewählt; dabei ist auf der Bühne das Kämpfen bereits in vollem Gange. Verwundete und Krankenschwestern überfluten die Bühne. Zu allem Übel agiert die Kartenaufschlägerin bis zuletzt als eine Art Todesbotin. Aus der "lyrischen Komödie" von Strauss/Hofmannsthal wird ein pazifistisch gefärbtes, bleischweres Anklagedrama.
CZ
Mittwoch, 20. Mai 2015 | Kritiken