LA CLEMENZA DI TITO | Oberlandesgericht
Das Treppenhaus des Oberlandesgerichts hatte dem ehemaligen Intendanten Uwe Eric Laufenberg ins Auge gestochen, als er seine "Tito"-Inszenierung plante.
Freilich engte ihn die barocke Architektur auch etwas ein, fordert sie doch kaum zu einer "kritischen" Inszenierung auf. So blieb in der Tat vieles dekorativ. Vereinzelt fielen allerdings vertiefende Bildideen auf, etwa wenn Tito Inhalte von Aktenordnern vernichtet, die möglicherweise Todesurteile enthalten. In der zweiten Wiederaufnahme-Serie (Premiere 11/2011) hatte Eike Ecker eine neue, erstklassige Besetzung eingewiesen. Selbst die eigentlich recht undankbare Partie des Publio gewann durch den sonoren Bass von Lucas Singer enorm. Die Figur der Servilia gefiel durch den lichten, lyrisch schwebenden Sopran von Aoife Miskelly (Servilia), Adriana Bastidas Gamboa (Annio) imponierte mit ihrem auch in der Höhe tonschönen Mezzo. Mirko Roschkowskis Tenor (Tito) hat weiter an Kraft und Volumen gewonnen, wird aber immer noch vorbildlich schlank geführt. Nach vielen unterschiedlichen Rollen in Köln war Olesya Golovneva jetzt Vitellia, ebenso hinreißend wie Regina Richter als Sesto. Christoph Spering, Debütant am Pult des Gürzenich-Orchesters, setzte auf Klangvitalität und stilgerechte Artikulation. CZ
Donnerstag, 21. Mai 2015 | Kritiken