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GESCHICHTEN AUS DEM WIENERWALD | Schauspiel Köln

Depot 1 verfügt neuerdings über einen Vorhang, der bei Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" allerdings nicht zwingend notwendig gewesen wäre.

Auf der (Dreh)Bühne von Olaf Altmann befindet sich nämlich nichts, was für einen Überraschungseffekt zu verbergen gewesen wäre. Die Szene ist gänzlich leer. Keine Milieuandeutung des titelgebenden Wienerwaldes, keine Couleur locale, nichts pittoresk Ablenkendes. Dafür schleicht immer wieder einmal ein personifiziertes Skelett durch das Geschehen. Intendant Stefan Bachmann hat Horváths "Volksstück" vor 5 Jahren bereits am Wiener Akademie-Theater inszeniert. Was geblieben, was verändert wurde, kann natürlich nur sagen, wer diese Aufführung gesehen hat. Alle Darsteller, während der eindreiviertelstündigen, pausenlosen Aufführung ständig präsent, kauern am Rande der Drehbühne, kommen bei Bedarf an die Rampe und nehmen Aufstellung, meist frontal zum Publikum. Ein psychologisierendes Kammerspiel liefert Bachmanns Inszenierung bewusst nicht, trotz der Herausarbeitung differenzierter Menschentypen wie den sauertöpfisch tänzelnden Zauberkönig oder den schwammig tapsenden, ondulierten Fleischermeister Oskar. Doch insgesamt stellt Bachmann die Horváth-Figuren eher schaubudenmäßig aus, macht mitunter aus ihnen - von der weiblichen Zentralfigur Marianne abgesehen - regelrechte Karikaturen. Martin Reinkes individuell helle, knarzig verbissene Stimme kommt dem Regisseur dabei besonders entgegen. Simon Kirsch ist mit Stolperschritt und verklemmter Körperhaltung der junge Erich, ein veritabler Nazi ante portas (die Uraufführung des Dramas war 1931!), Bruno Cathomas macht aus dem Oskar einen entsetzlich biederen, stoffeligen und lamentösen Plumpsack. Er gibt auch den fiesen "Mister". Mehrfachrollen hat auch Seán McDonagh inne. Darin muss man keine symbolhafte Deutungsabsicht Bachmanns sehen, es
dürfte sich vielmehr um pragmatische Besetzungsentscheidungen mit Blick auf das zur Verfügung stehende Ensemble handeln. Robert Dölle als Hallodri Alfred wirkt weniger schmierig als vielleicht erwartet; er ist mehr ein düsterer, verbohrter und selbstverliebter Zeitgenosse, an dessen Seite es Marianne eigentlich schaudern müsste. Leicht outiert die Valerie von Melanie Kretschmann. Der herrischen und berserkerhaft moralisierenden Großmutter, die kaltherzig Mariannes Leopoldchen tödlicher Zugluft aussetzt, fehlt bei Bachmanns Besetzung en travestie wiederum ein entscheidendes Quäntchen Bösartigkeit, so brutal Jörg Ratjen aus seiner imaginären Zither auch das Harry-Lime-Thema aus dem „Dritten Mann“ heraus hämmert. In Bachmanns Inszenierung darf durchaus gelacht werden, Horváths entlarvender Text gibt dazu per se reichlich Anlass. Bemerkenswert aber auch, wie sich beim vorsichtig versöhnenden Dialog des Zauberkönigs mit seiner „herunter gekommenen“ Tochter Marianne (die kindhaft wirkende, bebrillte Lou Zöllkau wirkt auch bei völliger Nacktheit wie ein Unschuldslamm) auf einmal tiefe Stille über das amüsierbereite Publikum breitet.

CZ

Sonntag, 29. November 2015 | Kritiken

Geschichten aus dem Wienerwald | Schauspiel Köln | © Tommy Hetzel

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