STIRB, BEVOR DU STIRBST | Schauspiel Köln

Nach dem Besuch der der 3. Vorstellung die aktuelle Radionachricht: islamistischer Terroranschlag in Paris. Ibrahim Amir aus Sicht des Autors zum latenten Spannungsthema: "Als Syrer darf ich, was Deutsche nicht dürfen."

Und so nimmt er sich das Recht zu einer Komödie über Dschihad, den "heiligen Krieg". Es gibt viel zu lachen, zumal Rafael Sanchez die vom Autor fast boulevardesk geschilderten Situationen inszenatorisch nachgerade hemmungslos auskostet. Und Birgit Walter als Sabine spielt endlich wieder eine große Rolle. Sohn Philipp ist unbemerkt ins Ausland abgehauen, allem Anschein nach Syrien, zur IS. Als Mama erschrocken, als Erzieherin schuldbewusst, macht sich Sabine auf die Suche nach dem ihr offenkundig nur begrenzt vertrauten Filius. Aber der steht eines Tages vor der Tür. Mit seinem Freund Mustafa hatte es ihn zur Liebe, Harmonie und Schönheit des Sufismus getrieben. Keine ideologische IS-Vergewaltigung also, sondern die Suche nach einem Weltideal, wie es dem Westen weitgehend abhanden gekommen ist. Die finale Frohbotschaft weicht Amirs Thematik zwar etwas auf, aber insgesamt stimmt (auch bei der Regie) die Balance zwischen Ernst und Komik. Hoffentlich ist das Publikum künftiger Vorstellungen willens, diese Zwischentöne wahrzunehmen.

CZ

Dienstag, 01. Dezember 2015 | Kritiken