DIE WUNDERÜBUNG | Theater im Bauturm
Paartherapie als letzter Ausweg für eine zusammenbrechende Ehe. Dies der Hintergrund von Glattauers komödiantischem Drei-Personen-Stück, vor knapp einem Jahr in Wien uraufgeführt.
Man könnte es sich ohne weiteres im Theater am Dom vorstellen. Aber auch im Bauturm hat das Heitere ja einen festen Platz. Hinter Glattauers raffinierter Komödiantik schwelt freilich unterschwellig Traurigkeit. Der routinierte Psychiater kommt mit seinen traditionellen Übungen und Tiraden bei Joana und Valentin nicht weiter. Sie gibt sich emotional aufbrausend und besserwisserisch, er ziert sich. Nach der Pause stehen dem "Berater" eigene Probleme ins Gesicht geschrieben. Er gesteht, dass ihn seine Frau von einer Minute auf die andere verlassen habe. Das Ehepaar reagiert mitleidig und will helfen. Dabei findet es wieder zu sich selbst zurück. Der eigentliche Knalleffekt dieses Schlusses soll fairerweise nicht verraten sein. Michael Lippolds Inszenierung ist witzig-virtuos bis in kleine gestische Details hinein, Katharina Waldau (Joana) und Thomas Pohn (Valentin) geben variantenreich das verkrachte Ehepaar. Ein besonders köstliches Porträt zeichnet Bernhard Bauer als Psychiater. Glattauers brillante Dialoge bieten aber auch bestes Schauspielfutter.
CZ
Donnerstag, 03. Dezember 2015 | Kritiken
