NORDOST | Theater Tiefrot
Diese Inszenierung ist stimmig, sehr gut gespielt und trifft den Zuschauer ins Mark. Es geht um die Geiselnahme im Moskauer Dubrowka-Theater 2002.
Damals besetzten tschetschenische Terroristen das Theater für 58 Stunden. Das Stück erzählt die Geschichte dreier Frauen: Zura ist eine der Terroristinnen, die den Tod ihres im Krieg gegen Russland gefallenen Mannes rächen will. Olga erlebt statt eines schönen Theaterabends Horror und Gewalt. Tamara ist eine russische Kriegswitwe. Sie arbeitet als Ärztin und entkommt der Geiselnahme dadurch, dass sie trotz gekaufter Karten einen erkrankten Kollegen vertritt. "Ich war draußen", sagt sie und stellt sich auf der Bühne vor den transparenten Vorhang, hinter dem die beiden anderen stehen. Nicht für lange, denn "drinnen" ist sie schon deshalb, weil ihre Tochter sich im Theater befindet und sie sich daher als Ärztin für die Betreuung der Geiseln meldet. Jalaly geht es um dieses "Draußen" und "Drinnen", um Distanz und Nähe zu dem Geschehenen. Er schafft es, den Zuschauer ganz nahe heranzubringen, dank klarer Regie, dem Einspielen von Originalmaterial und vor allem durch drei hervorragende Schauspielerinnen.
ah
Nominiert für den Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater 2015
Donnerstag, 26. November 2015 | Kritiken