GLAUBENSKÄMPFER | Depot 1
Die Versuchsanordnung: Drei türkischstämmige Kölner Muslime (ein Musiker, ein Geschäftsmann, eine Mutter), eine christliche Nonne, ein jüdischer Psychotherapeut und ein Ex-Salafist erzählen über ihren Glauben.
Vier Schauspieler befragen sie und moderieren das Gespräch, stellvertretend für das Publikum. Drei Extremisten kommen per Video zu Wort. Die Bühne: Ein überdimensionales weißes Buch auf einer Drehscheibe. Das Ergebnis: Ein wirklich spannender Dokumentar- Theaterabend, der die Akteure auf der Bühne, aber - das ist deutlich zu spüren - auch im Zuschauerraum öffnet. Denn Regisseur Nuran David Calis betreibt Ursachenforschung: Warum glauben wir - oder eben nicht? "Glaubenskämpfer” kann man als Sequel zu Calis Stück "Die Lücke” (über den NSU-Anschlag auf der Keupstraße) lesen. Nur, dass genau diese Lücke zwischen "denen” und "uns” auf der Bühne jetzt geschlossen wird, weil, das wird an diesem Abend deutlich, sich jeder Mensch zum Glauben verhält, ganz egal, ob er Religion ablehnt, umdeutet oder annimmt. Die erzählten Geschichten sind besser dramatisiert als in "Die Lücke”, die Haltung der Fragenden ist stimmiger, vielleicht, weil sie jetzt selbst betroffen sind. Es gibt sogar Platz für hier und da aufblitzenden Humor.
ah
Donnerstag, 31. März 2016 | Kritiken