TERROR | Theater der Keller
von Ferdinand von Schirach Das Justizdrama wurde bislang von mehr als vierzig Bühnen gespielt; das Thema ist ja auch hochbrisant. Im Fernsehen war das Stück vor einiger Zeit ebenfalls zu sehen.
Das Publikum als Schöffengericht (mit Live-Abstimmung) mitagieren zu lassen, ist dramaturgisch zwar wirkungsvoll, aber doch irgendwie problematisch, wird doch solcherart das fatale "gesunde Volksempfinden" angesprochen. Hauptamtlich ist Ferdinand Schirach Strafverteidiger. Sein erstes Bühnendrama ist dem Berufsalltag entnommen. Vor Gericht muss sich ein junger Luftwaffenmajor verantworten, der gesetzwidrig eine von Terroristen entführte Maschine abschoss, um ein Selbstmord-Attentat zu verhindern, welches den Tod aller Zuschauer in einem vollbesetzten Fußballstadion bedeutet hätte. Gezielte Tötung von 164 Menschen, um 70.000 andere zu retten. In Heinz-Simon Kellers klarer, stringenter Inszenierung (mit sehr starken Darstellern) wird der Fall penibel aufgerollt. Es folgen die Statements von Staatsanwältin und Verteidiger mit ihren moralisch unterschiedlichen Prinzipien. Zuletzt die Abstimmung des Publikums per Handzettel im Foyer. Bei der Premiere gab es übrigens eine Verurteilung des Angeklagten, in der gesehenen zweiten Vorstellung (viele Jugendliche) einen Freispruch.
CZ
Sonntag, 20. November 2016 | Kritiken