Phaedra
Schauspiel von Thomas Jonigk im Schauspiel Köln
Die Kulisse mutet an, als hätte jemand ein beschaulichse Vorstadtidyll in Bonbonpastellfarben getaucht. Aber genau diese Idylle trübt. Phaedra ist gelangweilt. Ihr Mann ist auf Reisen, das Hausfrauendasein interessiert sie nicht, die Nachbarin geht ihr auf die Nerven. Was tun gegen die Langweile? Drogen, Alkohol und Sex. Eine brisante Mischung, die Phaedras Benehmen langsam ausufern lässt. Thomas Jonigk hat frei nach Seneca und Racine eine Protagonistin geschaffen, die sich ihrem Schicksal bewusst ist, sich dem aber nicht hingeben wird. In diesem Stück trifft Playmobil-Ästhetik auf Barbie auf Koks. Manchmal bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Es ist ungeheuerlich, was Phaedra, gespielt von einem meisterhaften wandelbaren Benny Claessens, und ihre beste Freundin anstellen. Da landet auch einmal der Kopf im Gasofen. Es ist schrill, laut, bunt und so überpointiert auf unsere momentane Gesellschaft zugeschnitten, dass einem manche Verbindungen erst nach der Vorstellung auffallen. Alles scheint durcheinander, nur Margot Gödrös, als allwissende Chronik, behält den Überblick. Es ist brutal und teils bar jeder Logik. Aber genau das macht diese Inszenierung so spannend. Man weiß nie, was als nächstes passieren wird. Außer mehr Koks. Das geht immer.
RJ
Mittwoch, 04. Januar 2023 | Kritiken
