Kim Jiyoung, geboren 1982 | Schauspiel Köln
Nach Cho Nam-Joo
Was für ein cooles und wichtiges Stück. Die Romanvorlage von Cho Nam-Joo hat in Südkorea für einiges an Aufsehen gesorgt. Auch hier in Deutschland war die ungewöhnliche Art, dass die Autorin in einer fiktiven Geschichte mit Quellen belegte Fakten verarbeitet, eine Besonderheit. Regisseurin Marie Schleef ist eine sichere und faszinierende Adaption des Stoffes gelungen, Quellenangaben mit eingeschlossen. Im Mittelpunkt steht Kim Jiyoung. Sie ist Anfang dreißig und fängt an, sich sehr seltsam zu benehmen, ist nicht mehr sie selbst. Niemand weiß, was mit ihr los ist. In Rückblenden erfährt das Publikum mehr über Jiyoungs Leben in der männlich geprägten südkoreanischen Gesellschaft. Passend zum Stück strahlt alles auf der Bühne in K-Pop bunt. Es sieht aus wie ein quietschiger Spielplatz mit grünen Riesenschlangen und roten Beanbags. In ihm bewegen sich die drei Protagonistinnen. Nicola Gründel, Kristin Steffen und Kotti Yun wechseln sich in den einzelnen Rollen ab. Nüchtern und sachlich erzählen sie von sexuellen Übergriffigkeiten, dem Gender-Pay-Gap, dem Hoffen und Bangen, dass das Kind unbedingt ein Junge werden muss. Die Musik von Jae A Shin verleiht der Inszenierung die Bedrücktheit, die einem auch beim Lesen des Buches begleitet.
Rebecca Jungbluth
Montag, 16. Oktober 2023 | Kritiken
