Die verlorene Ehre der Katharina Blum | Schauspiel Köln

nach Heinrich Böll

Regisseur Bastian Kraft hat durch die Umsetzung seiner Überschreibung von Heinrich Bölls Stoff eine fesselnde Inszenierung geschaffen. Von der ersten bis zur letzten Minute entspinnt sich die eigentlich bekannte Geschichte auf neue Weise. Lola Klamroth, Rebecca Lindauer und Katharina Schmalenberg ergänzen sich perfekt und sind präzise aufeinander eingestimmt. Jede einzelne ist Katharina in ihrer Verblüffung, Verzweiflung und Wut. Aber auch jede weitere ihrer Rollen verkörpern sie meisterhaft. Die hervorragende Arbeit der Maske unterstützt die Performance der Schauspielerinnen. Als Zuschauer klebt man an ihren Lippen und ist fasziniert, wie sich ihre Worte im Bühnenbild widerspiegeln. Auch der Einsatz verschiedener Kameras, von Zoom und Projektionen, Großaufnahmen und vermeintlich enthüllenden Fotos, fügt sich nahtlos in die Inszenierung ein. Vor den Augen des Publikums entspinnt sich eine erschütternde Fahrt durch die Hölle. Trotz besseren Wissens stellt es erschreckt fest, dass es selber an der Unschuld Katharinas zweifelt. Nur um sich postwendend bewusst zu werden, dass es den reißerischen Taktiken „Der Zeitung“ ins Netz gegangen ist. Am Ende ist deutlich, wie wenig sich geändert hat, seitdem Böll sein Werk geschrieben hat.

Rebecca Jungbluth

Montag, 19. Februar 2024 | Kritiken