
Inhalt
Katia und Marielle Labèque, Klavierduo
Maxim Emelyanychev, Dirigent
Sergej Rachmaninow (1873-1943)
Utës (Der Fels) op. 7
Fantasie für Orchester
Der russische Komponist und Pianist Sergej Rachmaninow entstammte einer musikalischen Familie, die ihm schon früh qualifizierten Instrumentalunterricht ermöglichte. Von 1882 bis 1885 studierte er am Petersburger Konservatorium, von dem er aber schließlich nach Moskau wechselte, wo er sein Studium der Komposition und als Konzertpianist abschloss. Als Pianist wurde er dann auch schnell in Russland bekannt und erhielt eine Anstellung als Klavierlehrer am Martynow-Institut in Moskau, wo er später auch als Dirigent tätig war. Während die Aufführung seiner ersten Sinfonie ohne große Resonanz blieb, war ein Konzert mit anderen eigenen Kompositionen in London ein durchschlagender Erfolg. Von 1904 bis 1906 dirigierte Rachmaninow am Bolshoi-Theater in Moskau, von 1906 bis 1909 lebte er in Dresden. 1909 unternahm er eine erste Konzertreise in die USA. Nach der russischen Revolution 1917 verließ Rachmaninow seine Heimat und lebte zunächst einige Zeit in der Schweiz am Vierwaldstädter See, bevor er 1935 endgültig in die Vereinigten Staaten übersiedelte. Er starb am 28. März 1943 in Beverly Hills.
Die eindrucksvolle Komposition „Utës“ („Der Fels“) op. 7 entstand im Sommer 1893, ihre Uraufführung fand am 2. April 1894 in Moskau in einem Konzert der Russischen Musikgesellschaft statt. Diese Orchesterfantasie bezieht sich auf zwei literarische Quellen: auf das Gedicht „Der Felsen“ des russischen Romantikers Michail Lermontow und die Erzählung „Auf dem Weg“ von Anton Tschechow. Rachmaninow stellte dem Notentext die ersten Zeilen des Gedichtes voran: „Schlief ein kleines gold‘nes Wölkchen unter Sternen / an des Felsenriesens Brust geborgen“. Sowohl das Gedicht als auch die Erzählung behandeln dasselbe Thema – das Aufeinandertreffen einer jungen, fröhlichen, lebendigen Frau und eines alten, traurigen, lebensmüden Mannes, die aber danach wieder getrennte Wege gehen. Das Gedicht beschreibt diese Begegnung auf abstrakte und symbolische Weise, die Erzählung konkret und realistisch. In Rachmaninows Vertonung dieser Geschichte malen zu Beginn tiefe Streicherklänge das Bild einer verlassenen, grauen Felsenschlucht und erzeugen eine bedrohliche Atmosphäre. Dieses Thema steht für den verbitterten Mann. Nach nur wenigen Takten erscheint in der Flöte das unbeschwerte Thema der Frau. Im Verlauf des Stückes entwickelt sich ein auf vielfältige Weise gestalteter Dialog zwischen den beiden Themen. Ruhige und hektische Passagen wechseln einander ab, auf langsame Cello-Partien voller Wehleidigkeit folgen aufmunternde, tröstende und heitere Läufe in den oberen Registern. Der Moment, als feststeht, dass sich die Wege der beiden trennen, ist in der Musik als deutlicher Einschnitt zu hören. Die tiefen Streicherklänge vom Beginn kehren wieder und verwandeln sich in einen Trauermarsch, unterstrichen von markanten Blechbläserklängen. Dadurch entsteht eine dramatische und spannungsvolle Stimmung, große Dynamikkontraste auf engem Raum verdeutlichen zusätzlich die Verzweiflung des Zurückgelassenen.
Francis Poulenc (1899-1963)
Konzert d-Moll für zwei Klaviere und Orchester FP 61
Francis Poulenc wurde am 7. Januar 1899 in Paris geboren. Von seiner Mutter erhielt er bereits frühzeitig Klavierunterricht, mit 18 Jahren legte er erste Kompositionen vor. Von 1921 bis 1924 nahm er Kompositionsunterricht bei Charles Koechlin. Gemeinsam mit Honegger, Auric, Milhaud, Tailleferre und Durey bildete Poulenc die „Groupe des Six“, einem Verband in Paris, der allen romantischen Geist aus ihren Werken verbannen und das rechte Gleichgewicht von Gefühl und Vernunft wiederherstellen wollte, das die Phase des französischen Klassizismus kennzeichnet – ohne jedoch daraus ein weiteres Programm abzuleiten. Poulencs kompositorisches Schaffen umfasst Orchesterwerke, Konzerte, Klaviermusik, Lieder, Opern und Ballette. Bekannt wurden insbesondere seine Klavierwerke „Mouvements perpétuels“ (1918), „Sechs Impromptus“ (1922) und „Promenaden“ (1924), die Opern „Les mamelles de Tirésias“ (1947), „Dialogues des Carmélites“ (1957), „La voix humaine“ (1959) sowie die Ballette „Les biches“ (1924) und „Les animaux modèles“ (1942). Er starb am 30. Januar 1963 in Paris.
Das dreisätzige Konzert für zwei Klaviere und Orchester entstand im Sommer 1932. Es wurde am 5. September 1932 unter Beteiligung des Komponisten in Venedig uraufgeführt. Das Konzert gehört zum Eingängigsten, was Poulenc geschrieben hat. Es steckt voller Eleganz, Witz und Charme. Die Idee zu dem Konzert kam von der Prinzessin Edmond de Polignac, die für das Musikfestival der „Société international de musique contemporaine“ Kompositionen suchte und wusste, dass zwei Pianisten anwesend sein würden. Der erste Satz („Allegro ma non troppo“) beginnt mit einem kräftigen Akkordschlag, die beiden Klaviere fallen mit rasanten Passagen, hämmernden Akkorden und chromatischen Läufen ein. Der Einsatz von Kastagnetten markiert die verwendeten Tanzrhythmen. Zudem sind in den Soloinstrumenten Anklänge an javanische Gamelan-Musik zu hören, zu denen Poulenc bei einer Ausstellung inspiriert worden war. Der zweite Satz („Larghetto“), der vom ersten Klavier eröffnet wird, ist voll ausgelassenen Musizierens mit einer beschaulich-wehmütigen Stimmung. Es lässt sich eine Referenz an das melodische Genie Mozarts erkennen, aber gleichzeitig erscheinen auch die Klänge der Spätromantik. Das turbulente Finale („Allegro molto“) steht formal der Musik der Klassik nahe, die von Poulenc locker und witzig gehandhabt wird. Der Satz bringt zu Beginn die beiden Klaviere mit einem stark akzentuierten Jazz-Duett, das Orchester ist eher schwelgend. Mit einem pianistischen Feuerwerk wird das Werk – mit erneuten Anklängen an die Gamelan-Musik – zum Ende geführt.
Peter Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893)
Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36 CS 24
Erst 1862 nach einer Ausbildung an der Rechtsschule in Petersburg und nach einer Tätigkeit als Verwaltungssekretär im Justizministerium begann Tschaikowsky mit seinen musikalischen Studien am Petersburger Konservatorium, u.a. bei Anton Rubinstein. 1865 schloss Tschaikowsky seine Studien ab und begann im folgenden Jahr eine Tätigkeit als Kompositionslehrer am neu gegründeten Konservatorium in Moskau, die er zwölf Jahre lang ausübte. Während dieser Zeit entstand eine Reihe von Kompositionen, die Tschaikowsky viel Anerkennung eintrugen. Nach dem Scheitern seiner Ehe fand der Komponist die Unterstützung einer Verehrerin, Nadeshda von Meck. Die von ihr ausgesetzte Jahresrente bot dem Komponisten zwischen 1877 und 1890 die materielle Sicherheit, die es ihm erlaubte, sich fortan ganz seiner Kunst zu widmen. Als Dirigent unternahm Tschaikowsky seit 1888 mehrere Konzertreisen durch verschiedene europäische Länder und nach Amerika. Wenige Tage nach der von ihm selbst geleiteten Uraufführung der sechsten Sinfonie starb er in Petersburg bei einer Choleraepidemie.
Die zwischen März 1877 und März 1878 entstandene vierte Sinfonie gilt als das erste aus der Reihe der großen sinfonischen Werke Tschaikowskys. Kurz vor Vollendung schrieb der Komponist in einem Brief an seine Gönnerin von Meck, dass er „an starker Schwermut“ leide und dass die „Sinfonie ein Widerhall dessen“ sei – aber auch nicht mehr. Nadeshda von Meck ist auch die Widmungsträgerin des Werkes, allerdings ohne dass ihr Name ausdrücklich genannt würde (gewidmet „Meinem besten Freunde“). Immer wieder wird die Frage erörtert, ob dieser wie ebenso anderen Sinfonien Tschaikowskys „Programme“ zugrunde lägen. Auch dazu äußerte sich der Komponist: „Wenn man mir über ein sinfonisches Werk diese Frage vorlegt, so pflege ich mit einem Nein zu antworten. Wie soll man in Worten jene unbestimmten Empfindungen wiedergeben, die den Komponisten bei der Niederschrift eines Instrumentalwerks durchfluten, das an sich keinen bestimmten Vorwurf hat? Doch ich habe mich von Ihrer Frage ablenken lassen. Ja, unsere Sinfonie besitzt ein Programm. Ihnen, aber auch nur Ihnen, kann und will ich die Bedeutung des Ganzen wie auch der einzelnen Sätze erklären.“
Und diese Erklärungen folgen: „Die Einleitung ist das Samenkorn der ganzen Sinfonie, der Haupteinfall, von dem alles abhängt. Dies ist das Fatum, das Schicksal, das unser Streben nach Glück nicht Wirklichkeit werden lässt. Der zweite Satz drückt eine andere Art der Schwermut aus. Es ist jenes wehmütige Gefühl, das uns des Abends ergreift, wenn wir einsam sind. Der dritte Satz drückt keine bestimmten Empfindungen aus. Es sind nur Bilder, die durch unseren Sinn schweben, so als wenn wir ein Glas Wein getrunken hätten und leicht berauscht wären. Der vierte Satz: Wenn Du in Dir selbst keinen Anlass zur Freude findest, so suche ihn bei anderen Menschen! Geh ins Volk, sieh zu, wie es heiter ist. Freue Dich an fremder Freude! Man kann das Leben doch ertragen. Das ist alles, meine liebe Freundin, was ich Ihnen zur Erläuterung der Sinfonie sagen kann. ‘Wo die Worte aufhören, beginnt die Musik’.“
In ihrer Viersätzigkeit entspricht die Sinfonie der tradierten Gattungsnorm. Der Kopfsatz („Andante sostenuto – Moderato con anima“), der fast so lang ist wie die drei anderen Sätze zusammen, beginnt mit einer Introduktion, die ein mottoartiges Thema enthält, das verschiedentlich im Fortgang des Satzes und des gesamten Werkes wiederkehrt. Tschaikowskys Art der Behandlung des Sonatenhauptsatzes, der das formale Muster für die Anlage der sinfonischen Einleitungssätze abgibt, weicht vom konventionellen Schema deutlich ab. Das liedhafte Hauptthema setzt sogleich Abspaltungsprozesse in Gang. Demgegenüber bleibt das Seitenthema eher motivische Episode. Die Kombination der Themen, die normalerweise erst in der Durchführung zum Tragen kommt, erfolgt hier bereits in der ausgedehnten Exposition, die durch zusätzliche thematische Entwicklungen auf mehr als ein Drittel des Satzes anwächst. Die Durchführung wird durch die knappe Erinnerung des Introduktionsthemas eingeleitet, gleiches geschieht zu Beginn von Reprise und Coda. Dabei ist die Reprise sehr knapp gehalten. Dafür nimmt der virtuos gesteigerte Schlussteil des Satzes, die Coda, breiten Raum ein.
Die beiden mittleren Sätze der Sinfonie weisen eine ähnliche formale Struktur auf. Beide, sowohl das „Andantino in modo di canzona“ wie auch das „Scherzo“ (Pizzicato ostinato) sind dreiteilig gebaut nach dem A-B-A-Schema. Besonders eindrucksvoll gibt sich das Scherzo, dessen Rahmenteile allein von den pizzicato aufspielenden Streichern ausgeführt werden. Im mittleren Teil, dem Trio, treten dann die Holz und Blechbläser auf. Erst die knappe Coda vereinigt die verschiedenen Orchestergruppen. In dem formal komplizierten und virtuosen Finale („Allegro con fuoco“) lassen sich drei Themen unterscheiden. Das zweite verwendet ein bekanntes russisches Volkslied. Kurze durchführungsähnliche Abschnitte führen Kombinationen und Variationen dieser Themen vor. Wiederum markiert das Auftreten des Introduktions-Mottos den Beginn der Coda, die sich vom Tempo und der Lautstärke immer mehr steigert.
Genre:
Konzert
Bischofsgartenstraße 1
50667 Köln
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November 2025
Gürzenich-Orchester Köln
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Konzert | Rachmaninow, Poulenc & Tschaikowsky

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