
Inhalt
Gaëlle Arquez, Mezzosopran
Lionel Bringuier, Dirigent
Guillaume Lekeu (1870 - 1894)
Ophélie V 21
Deuxième étude symphonique
Manfred Trojahn (* 1949) /b>
Poème »Je suis l’idée maîtresse«
Scène reflexive pour mezzosoprano et orchestre. Text von Paul Valéry
Deutsche Erstaufführung
Kompositionsauftrag von Kölner Philharmonie (KölnMusik) und Orchestre Philharmonique Royal de Liège
Peter Iljitsch Tschaikowsky (1840 - 1893)
Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 CS 27
»Pathétique«
Erst 1862 nach einer Ausbildung an der Rechtsschule in Petersburg und nach einer Tätigkeit als Verwaltungssekretär im Justizministerium begann Tschaikowsky mit seinen musikalischen Studien am Petersburger Konservatorium. Anton Rubinstein, der berühmte Pianist und Komponist, war einer seiner Lehrer. 1865 schloss Tschaikowsky seine Studien ab und begann im folgenden Jahr eine Tätigkeit als Kompositionslehrer am neu gegründeten Konservatorium in Moskau, die er zwölf Jahre lang ausübte. Während dieser Zeit entstand eine Reihe von Kompositionen, die Tschaikowsky viel Anerkennung eintrugen. Nach dem Scheitern seiner Ehe fand der Komponist die Unterstützung einer Verehrerin, Nadeshda von Meck. Die von ihr ausgesetzte Jahresrente bot dem Komponisten zwischen 1877 und 1890 die materielle Sicherheit, die es ihm erlaubte, sich fortan ganz seiner Kunst zu widmen. Als Dirigent unternahm Tschaikowsky seit 1888 mehrere Konzertreisen durch verschiedene europäische Länder und nach Amerika. Wenige Tage nach der von ihm selbst geleiteten Uraufführung der sechsten Sinfonie starb er in Petersburg bei einer Choleraepidemie.
Der Beiname "Pathétique" seiner 6. Sinfonie in h-moll stammt zwar von einem Bruder des Komponisten, Tschaikowsky hat ihn jedoch gebilligt und nachträglich sogar eigenhändig in die Partitur eingetragen. In einem Brief an seinen Neffen Wladimir Dawidow, der auch der Widmungsträger der 6. Sinfonie ist, nennt Tschaikowsky das Werk "eine Programmsymphonie, deren Programm aber für alle ein Rätsel bleiben soll - mögen sie sich nur die Köpfe zerbrechen [ ... ] Dieses Programm ist durch und durch subjektiv, und ich habe nicht selten während meiner Wanderungen, sie in Gedanken komponierend, bitterlich geweint [ ... ] Der Form nach wird diese Symphonie viel Neues bieten, unter anderem wird das Finale kein lärmendes Allegro, sondern - im Gegenteil - ein sehr lang gedehntes Adagio sein."
Demnach handelt es sich nicht um Programm-Musik im üblichen Sinne, bei der ein mehr oder weniger fest umrissenes, außermusikalisches, oft literarisches Programm dem musikalischen Ablauf einen inhaltlichen Sinn vorgibt. Wie bei den früheren Sinfonien Tschaikowskys finden auch in der h-moll-Sinfonie persönliche Empfindungen und bildhafte Vorstellungen des Komponisten ihren Niederschlag, dennoch werden sie eingeschmolzen in ein Stück "autonomer" Instrumentalmusik, das allerdings einem von der klassischen Tradition abweichenden inneren Plan folgt. Äußerlich wird dies erkennbar in der eigenartigen Abfolge der Sätze, die in der Sinfonik kein Vorbild hat. Zwei langsame Sätze an erster und an letzter Stelle rahmen zwei Tanzsätze ein, einen Walzer und ein Scherzo - beide aus dem Menuett hervorgegangen -, die aber in der konkreten Gestalt ihre Herkunft kaum noch zu erkennen geben. Der Walzer ist zu einem unruhigen Phantasiesatz im 5/4-Rhythmus "zerdehnt" worden (Allegro con grazia), wie er in der russischen Volksmusik beheimatet ist, und das Scherzo (Allegro molto vivace) ist ein nicht minder phantastisch wirkender Marsch. Der Kopfsatz mit der Tempobezeichnung "Adagio - Allegro non troppo" ist durch starke Kontraste im Thematischen gekennzeichnet. Einem düsteren Moll-Thema, dessen Anfangsintervalle übrigens denen von Beethovens "Pathétique", seiner achten Klaviersonate op.13, entsprechen, steht ein geradezu lyrisch verklärtes Dur-Thema gegenüber. Mit dem Erreichen der Durchführung nach einer Generalpause wechselt das Zeitmaß: Im Allegro vivo geht es zunächst grell und leidenschaftlich zu, bis Klage in Resignation verklingt. Die Reprise zeigt demgegenüber wieder die gegensätzlichen musikalischen Empfindungen des Beginns. Das Finale "Adagio lamentoso - Andante" weicht völlig ab von den bis dahin von Tschaikowsky gefundenen Finallösungen. Erstmals verzichtet der Komponist auf eine optimistisch-triumphierende Schlussapotheose. Stattdessen versucht die Musik in zwei großen Steigerungsbewegungen eines unheilvoll abwärts gerichteten Themas, dem drohenden Ende zu entgehen, doch vergeblich, am Ende bleibt nur bittere Resignation, die sich auch in "hässlichen" Tönen und in einer "Verfremdung" traditioneller musikalischer Formen artikuliert. "Damit verzichtet Tschaikowsky zum ersten Mal auf die Restitution des schönen Scheins, einer fragwürdig gewordenen Heiterkeit, und riskiert ein realistisches, ästhetisch offenes, subjektiv wahrhaftiges Schlusswort."
Text: Christoph Prasser
Genre:
Konzert
Bischofsgartenstraße 1
50667 Köln
Ihre Eintrittskarte ist zugleich Hin- und Rückfahrkarte 2. Klasse im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS).
Tickets & Termine
April 2026
Orchestre Philharmonique Royal de Liège
Konzert | Tschaikowsky, Lekeu & Trojahn
