Virtuose Glanzleistung im Depot 2

Moritz Sostmann inszeniert Der gute Mensch von Sezuan von Bertolt Brecht. "... Vorhang zu und alle Fragen offen."

Gerne zitierte Marcel Reich-Ranicki einen Satz aus dem Brecht-Stück: "...Vorhang zu und alle Fragen offen.".
Sie sind es auch für die drei "Erleuchteten", welche auf die Erde kommen, um wahrhaft gute Menschen zu suchen. Es gibt sie, ansatzweise. Doch die Beste unter ihnen, Shen Te, fällt mit ihrem Altruismus ständig auf die Nase; zu sehr erweckt ihr Besitz Begehrlichkeiten. Sie vermag sich nicht anders zu helfen, als dass sie als personales Korrektiv den "bösen Vetter" Shui Ta erfindet, in dessen Gestalt sie verfahrene Situationen regelt. Für die Götter ist dies natürlich keine befriedigende Bilanz, sie machen sich aus dem Staub.

Das Brecht-Stück könnte man als didaktisches Weihnachtsmärchen etikettieren, doch gerade das vermeidet Regisseur Moritz Sostmann strikt. Mit einer Mischung aus Aktionstheater und Puppenspiel bringt er eine unglaubliche Schwebeleichtigkeit in die Aufführung, durchzieht sie mit ironischen Spaßmomenten. Kostümwechsel auf offener Bühne (nüchtern von Christian Beck) unterstreichen das Spiel im Spiel, weswegen im Programmheft die Namen der Schauspieler ohne Rollenzuordnung aufgeführt sind. Eine virtuose Glanzleistung bietet vor allem Stefko Hanushevsky. Brecht wird an diesem Abend mal endlich wie der herzhaft bekömmlich.
CZ

Donnerstag, 05. Dezember 2013