Inhalt
„Vielleicht müssen wir endlich wirklich begreifen lernen, dass der Stoff unserer Zivilisation selber gewoben ist aus Feuer und Rauch.“ (W.G. Sebald) Alles beginnt in 4000 Metern Höhe: Ein 600 Meter breiter und 30 Kilometer langer Strom aus USBombern bewegt sich auf eine deutsche Stadt zu. Darunter kurz darauf fallende Bomben, die Fallschirme einer Bomberbesatzung, Tiefflieger und Flaktürme. Ganz unten Häuser und Straßen, auf denen taumelnde Menschen im kochenden Teer
„gegrillt“ werden. Luftschutzbunker, Keller, Durcheinander, ein unfassbares Horror- Szenario. Eine Mutter sucht nach ihrem Sohn, der als Flakhelfer bereits den Tod gefunden hat; eine junge Frau wird mit einem ihr fremden Mann verschüttet und unter den Trümmern von ihm vergewaltigt. Gert Ledigs Roman „Vergeltung“ blickt kalt und unsentimental auf die zerstörerische Gewalt eines alliierten Luftangriffs im Juli 1944. Die Stadt, von der hier die Rede ist, bleibt namenlos – könnte aber Köln heißen. Auch hier stand nach der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942 in weiter Trümmerlandschaft einzig noch der Dom. Das Buch erschien 1956, als Heinrich Böll oder Günter Grass längst die bundesrepublikanische Nachkriegswirklichkeit zeichneten. Es geriet bald in Vergessenheit. Bis heute ist das Trauma der Luftangriffe weitestgehend unbearbeitet, während die zusammengewürfelte Nachkriegsarchitektur der Innenstädte weiterhin stumm vom damaligen Schrecken kündet. Regisseur Sebastian Baumgarten inszeniert Ledigs Kampfansage an kriegstreibende Phrasen von „Vaterland, Heldentum, Tradition, Glaube und Ehre“ als Uraufführung für das Schauspiel Köln.
Regie Sebastian Baumgarten
Bühne Joep van Lieshout
Kostüm Tabea Braun
Videoart Chris Kondek
Lightdesign Michael Frank
Ton Antony Fitz-Harris, Keno Mustroph
Dramaturgie Henning Nass
Genre:
Schauspiel
Schanzenstraße 6 - 20
51103 Köln
Buslinien 152 und 153 bis Haltestelle Keupstraße
Linien S 6 oder S 11 bis Bahnhof Mülheim, anschließend weiter mit Bus 152 oder 153 bis Keupstraße
Tickets & Termine
April 2026
Mai 2026
Vergeltung
Schauspiel | Gert Ledig