DER PROZESS | Theater im Bauturm
Der albtraumhafte Kafka-Roman wurde vor einiger Zeit bereits in der Orangerie für die Bühne adaptiert, nicht eben günstig (RK 02/03 16). Im "Bauturm" hat man den Vorteil eines exzellenten Interpreten von Josef K., ...
... jenem Mann also, der über Nacht, ohne nähere Schuldbegründung angeklagt und vor ein anonymes Gericht zitiert wird. Von dem Darsteller Sascha Tschorn gibt es aus einer anderen Produktion ein schönes Titelfoto in RK 10/11 15. Als Höhepunkt des "Bauturm"-Abends darf man die Schlussszene empfinden, wo er nackt von dämonischen Gestalten bedrängt wird. Sascha Thorn, zuletzt in zwei "Keller"-Produktionen zu erleben, vermag mit differenzierender Mimik und Sprache mehr von Kafkas düsterem Irrlichtern zu vermitteln als die sicherlich ambitionierte Inszenierung von Gerhard Roiß. Der Regisseur versucht, das nicht konkret zu fassende Geschehen angemessen zu bebildern, wofür die ständig in Bewegung gehaltenen Türrahmen mit ihrer perforierenden Lamellen-Bespannung (Ausstattung: Cordula Körber) ein fraglos ansprechendes Szenarium abgeben. Doch die Dauerhysterie des Konzepts (musikalisch unterstützt von Laurenz Gemmer) verselbstständigt sich allzu oft. Und bitte: ein so holpriges Deutsch wie bei Patrick Joseph ist einfach nicht bühnentauglich.
CZ
Donnerstag, 31. März 2016 | Kritiken