IL TROVATORE - Oper Köln
Große Oper als Kammerspiel
Selten hat man so einen „Trovatore“ gesehen, wie ihn die Kölner Oper gegenwärtig zeigt. Star-Regisseur Dmitri Tcherniakov inszeniert Verdis Klassiker als Kammerspiel, als eine Art Rollenspiel, das tief in die psychologischen Vorgänge der Figuren vordringt. Dabei ist es ein Glück, dass die Kölner Oper eine Sängerriege auf die Bühne bringt, die neben exzellentem Gesang auch szenisch diesem Ansatz gerecht wird. Allen voran ist es Marina Prudenskaya, die das Publikum mit ihrer Stimme begeistert und als Azucena an diesem Abend alle Fäden in der Hand hält. Sie ist es, die alle Beteiligten zusammenbringt und die Vergangenheit aufarbeiten will. Als Leonora überzeugt Aurelia Florian. Das ehemalige Kölner Ensemblemitglied Scott Hendricks liefert für den Luna ein Rollenportrait ab, das neben absolut solidem Gesang vor allen Dingen durch ein so spannungsgeladenes Spiel zutiefst beeindruckt. Arnold Rutkowski als Manrico ließ sich als indisponiert ansagen und musste zur Pause, stimmlich durch George Oniani vertreten werden, der vom Rand sang, während Rutkowski spielte. Will Humburg zeigte am Pult des Gürzenich-Orchesters einmal mehr, wie sehr ihm Verdi liegt und präsentierte einen leichten und klug musizierten Troubadour.
SJ
Mittwoch, 18. März 2020 | Kritiken