Der Meister und Margarita | Staatenhaus

Ein Jahrhundertwerk Oper von York Höller

Sonore Töne im Schlagwerk werden überflutet von sirrenden Streicherklängen, es wummert im Orchester – auf einmal ein barocker Marsch, darüber elektronische Fetzen, Rockmusik! Jazz! - ein rauschhaftes, extatisches Klangmeer flutet den Saal. Das Gürzenich-Orchester tobt und es erklingt der Satans-Ball in York Höllers Oper „Der Meister und Margarita“, die am 03.04. im Staatenhaus Premiere feierte. Höller, der Schüler des großen Bernd-Alois Zimmermann war, hat sich Bulgakows Stück Weltliteratur bereits vor rund 30 Jahren vorgenommen und ein Werk geschaffen, das durchaus das Zeug zum Klassiker der Moderne hat. Freilich – das muss gesagt werden – ein komplexes Stück Musiktheater, das aber in seinen grellen Klangfarben und seiner absurden, aber doch so aktuellen Handlung begeistert. Die Kölner Produktion besticht vor allen Dingen auf musikalischer Seite, denn das Gürzenich-Orchester unter der Leitung von André de Ridder spielt fantastisch auf und die Kölner Oper bietet ein mehr als solides Sänger-Ensemble auf. Publikumsliebling Adriana Bastidas-Gamboa zeigt als Margarita ihre enormen schauspielerischen Qualitäten und dass ihre wunderbare Stimme einer Carmen genauso gewachsen ist, wie der weniger lyrischen, aber dafür deutlich atonaleren Musiksprache eines York Höller. Ebenfalls absolut überzeugend sind die Leistungen von Nikolay Borchev in der Titelpartie des Meisters und Bjarni Thor Kristinsson als teuflischer Gegenspieler Voland. Auch die große Schar kleinerer Partien sind in besten Händen. Für die Inszenierung zeichnet Valentin Schwarz verantwortlich, der in diesem Jahr in Bayreuth den Ring inszenieren wird. Sein Konzept polarisiert die Zuschauer in der Premiere und liefert reichlich Gesprächsstoff.
SJ

Dienstag, 03. Mai 2022 | Kritiken