Vatermal | Schauspiel Köln

nach dem Roman von Necati Öziri

Regisseur Bassam Ghazi hat den Roman „Vatermal“ von Necati Öziri zusammen mit Dominika Široká für die Bühne adaptiert.
Der junge Arda liegt im Krankenhaus und stirbt an Organversagen. Er denkt über seinen Vater nach, den er nie kennengelernt hat. Anhand von Rückblenden erfährt das Publikum mehr über Ardas Leben, das seiner Schwester und seinen Eltern. Wie die Erinnerungen kommen, so springt das Stück in der Zeit. Um den Zuschauern zu helfen, tragen die Personen aus den verschiedenen Zeitabschnitten bestimmte Farben. Die Kindheit ist rosa, die Jugend grün und die Jetzt-Zeit gelb. Die einzigen, die herausstechen sind die Mutter - sie trägt immer blau - und seine Schwester, die immer in lila gekleidet ist. Für Ardas Familie ist Deutschland nicht das gelobte Land, sondern die beste Notlösung.
Um zu verstehen, wie eine türkische Familie nach Deutschland gekommen ist, nicht um zu bleiben, aber trotzdem blieb, ist diese Inszenierung perfekt. Es ist ein Stück über vermeidlich gescheiterte Existenzen. Aber wer entscheidet, was eine gescheiterte Existenz ist?
Das Ensemble agiert voller Spielfreude, manövriert sich gekonnt durch Trauer, Wut, Verzweiflung und Freude und verliert sich im Geschmack von gefüllten Weinblättern, dem Geschmack von Geborgenheit.
Rebecca Jungbluth

Dienstag, 13. Mai 2025 | Kritiken