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Das süße Verzweifeln | Theater der Keller

Nach Interviews von André Müller Nachdem Anfang des Jahres schon ein halbstündiger Vorgeschmack auf das Stück zu sehen war, fand nun endlich die Premiere von „Das süße Verzweifeln“ statt.

Er hat angeeckt. Er hat provoziert. Ein Stück weit selbstgefällig war er und herablassend. Zumindest ist das der Eindruck, den man bekommt, wenn man den vier Schauspielern zuschaut. Abwechselnd schlüpfen sie in die Rolle des Gesprächskünstlers André Müller. Mal ist er im Interview mit Größen wie Henry Maske oder Karl Lagerfeld zu hören. Mal macht er sich seine eigenen, sehr skurrilen, morbiden Gedanken. Müller scheint tief traurig, mit der Welt nicht im Reinen. Er versteht nicht, warum seine Interviewpartner ihn nicht verstehen. Warum sie sogar eine Abneigung gegen ihn hegen, ihm seine Fragen nicht beantworten.

Im Interview mit Alice Schwarzer kommt dies deutlich zum Tragen. Ausschnitte aus einem vorher aufgezeichneten, fiktiven Gespräch werden immer wieder eingeblendet. Dabei spielt Laura Sundermann eine vortreffliche Schwarzer. Wenn nicht gerade eisige Stille zwischen beiden Parteien herrscht, regiert das Unverständnis für das Gegenüber. Doch genau diese Interviewschnipsel sind es, die das Stück tragen und die Quintessenz Müllers zum Ausdruck bringen: Warum überhaupt leben, wenn man doch nur verzweifeln kann? Solch depressive Gedanken kommen immer wieder an die Oberfläche. André Müller war durchaus ein ungewöhnlicher Mensch. Das wird schnell klar. Ob dies positiv zu bewerten ist, sei dahin gestellt.

RJ

Donnerstag, 08. Juli 2021 | Kritiken

Das süße Verzweifeln | Theater der Keller | © Götz von Vogelstein

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